Dies ist einen Gastbeitrag von Caroline, Juritin und Mama aus Wien. Seit Caro Mutter ist, sieht sie Schlagzeilen mit anderen Augen. Heute erzählt sie uns warum.
1. In Auto zurückgelassen: Zweijähriger starb an Hitze
Diese Nachrichten haben mir die ganze Woche Bauchschmerzen bereitet. Ich verstehe es nicht, dass so etwas passieren kann. Jeder, wirklich auch jeder, weiß, wie unangenehm es ist, wenn man in einem heißen Auto sitzt. Jeder (Eremiten ausgenommen) hat die Nachrichten über im Auto zurückgelassene Hunde gelesen und vermutlich auch die Warnungen, man möge seine Kinder nicht im (prinzipiell, aber besonders im heißen) Auto zurücklassen. Es ist für mich unvorstellbar, mein Kind im Auto alleine zurückzulassen. Stell dir vor, es wacht auf, merkt, dass es alleine ist und weint? Das allein verkraftet mein Mutterherz nicht. Noch schlimmer ist der Gedanke, ein Kind stirbt alleine im heißen Auto. Mir wird wirklich schlecht, wenn ich daran denke. Hoffentlich war das Kind schnell bewusstlos und musste nicht lange leiden.
2. Und gleich nochmal: In Auto zurückgelassen: Zweijähriger starb an Hitze
Ich bin nicht gegen junges Mutterglück. Ich frage mich nur, ob es zu solchen Tragödien schneller kommt, wenn man selbst noch jugendlich (und in den meisten Fällen nicht ganz ausgereift) ist. Wenn ich solche Schlagzeilen lese, dann frage ich mich doch, wie man eine 17-jährige so alleine lassen kann, dass sie sich ihrer Garantenstellung gegenüber ihrem Kind nicht bewusst ist. Nicht nur ist sie „halt die Mutter“ und sollte deshalb schon für ihr Kind sorgen, sondern ist es auch strafrechtlich relevant, dass sie gegenüber dem Kind eine besondere Stellung einnimmt. Ich spiele mit dem Gedanken, ob es denn nicht für beide besser gewesen wäre, das Kind zur Adoption freizugeben.
3. Die „Hot Water Challenge“ wird populär – sie kann tödlich sein
Mein einziger Gedanke hier ist, bitte, lieber Gott (welcher auch immer), lass mein Kind nicht so blöd sein, dass es bei solchen Dummheiten mitmacht. Oder statte es bitte zumindest mit so unverhältnismäßig viel Glück aus, dass es keine Schäden davon trägt.
4. 13 Tote bei Attentat in Barcelona
Als ich klein war, war das Reisen noch möglich. Eltern von Freunden sind mit dem Auto durch Afghanistan gefahren. Freunde von mir waren von ein paar Jahren in Syrien. Alles Destinationen, die heute keine Urlaubsdestinationen sind. Aber selbst an den klassischen innereuropäischen Urlaubszielen kann man eigentlich nicht mehr entspannt sein (trotz aller #nofear Vorsätze), wenn man Sorge haben muss um sein Kind. Dem man eigentlich die ganze Welt zeigen möchte, wie schön sie ist, und wie toll ihre Bewohner sind. Ich verwehre mich innerlich dagegen, dass man meinem Kind die Möglichkeit nehmen will, die Welt kennenzulernen. Ganz tief durchatmen, und sich #nofear vorsagen hilft trotzdem gegen den Anflug der mütterlichen Sorge nicht immer.
5. Und nochmals: 13 Tote bei Attentat in Barcelona
Ich möchte nicht auf Video sterben. Wirklich nicht. Ich möchte nicht, dass mein Kind sich meinen Tod immer und immer wieder ansehen kann. Oder ich den Tod meines Kindes. Oder sonstiger Menschen oder durch sonstige Menschen. Ich empfinde diese Videofilmerei von Unglücken, Terrorakten oder sonstigen Ereignissen, die den Tod oder die Verletzungen von Menschen zum Thema haben, als unglaublich entwürdigend. Kann sich niemand erinnern, was für einen grausamen Impact das Video von der Enthauptung des amerikanischen Journalisten hatte? Die Bilder davon findet man noch immer im Netz. Wer möchte denn so in Erinnerung bleiben? Wer möchte, dass seine Familie diese Bilder immer abrufen kann? Ja, es ist grauslich durch Gewalteinwirkung von außen zu sterben. Aber kann bitte mein Kind davor bewahrt werden, sich diese Gewalt immer und immer wieder ansehen zu können?
6. Ex-Rechnungshof-Chef Moser will Verwaltung „enkelfit“ machen
Pfffff. Ich hoffe, dass zu dem Zeitpunkt, in dem mein Kind erwerbstätig wird, wesentliche Fragen der Verwaltung, Vorsorge, familienrechtliche Themen, Kindergarten- und Schulproblematik, Einwanderung, und weiß der Kuckuck was noch geklärt ist und vernünftiger gestaltet wird. Haha. #wishfulthinking
7. Schwangere bei Straßenbahn-Unfall getötet: Notkaiserschnitt
Jedes Mal, wenn ein Kind oder jemand mit Kinderwagen hinter der Straßenbahn die Straße überquert, denke ich an Faschiertes. Meine Eltern haben mir eingebläut, nie, aber auch wirklich niemals hinter der Straßenbahn über die Straße zu gehen. Das hat auch Sinn, und ich sterbe vor Sorge, wenn fremde Leute den Kinderwagen auch noch vorschieben, bevor sie selbst schauen. Mögen die Leute ihre Kinder nicht?
8. Und schon wieder: Schwangere bei Straßenbahn-Unfall getötet: Notkaiserschnitt
Ich frage mich, ob die Geschichte keine Geschichte geworden wäre, hätte man der werdenden Mutter das Kleinkind öfter abgenommen, damit sie sich ausruhen kann. Ob man ihr bei irgendwelchen Aufgaben behilflich hätte sein können. Ob es irgendetwas gegeben hätte, was sie weniger abgelenkt hätte. Vermutlich machen sich ihre Familienmitglieder ähnliche Gedanken. Ich nehme mir vor, auf meine Freundinnen extra zu schauen.
9. Wien: Gaffer behindern Retter bei tödlichem Unfall
Ich nehme mir vor, meinem Kind beizubringen, zu helfen. Ich nehme mir vor, mein Kind zu Zivilcourage zu erziehen. Ich nehme mir vor, mit meinem Kind regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen. Mein Kind soll in einem Unfallopfer einen hilfsbedürftigen Menschen und nicht Videomaterial, das ihm viele „views“ beschafft, sehen.
10. Nuri-Sardinen wieder erhältlich
Ich bin so (so!) gespannt, was von den Dingen, die heute normal sind, noch interessant oder normal sein wird, wenn ich einen Stock zum gehen brauche. Ich sage nur, Kassetten mit dem Bleistift zurückdrehen. Auf VHS aufnehmen. Schwedenbomben (glücklicherweise gerettet, essen tu‘ ich sie trotzdem nicht). Ich bin voller Vorfreude darauf, mit meinem Kind die Welt zu entdecken.
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