Eigentlich ist es selbsterklärend, dass Kaiserschnitte nicht die „leichtere Geburt“ sind, denn die Geburt sollte kein Wettbewerb sein. Manche Leute sind jedoch tatsächlich dieser absurden Meinung und haben keine Scham diese kundzutun. Oft wird uns Kaiserschnitt-Mamas dann vermittelt, dass unsere Babys „high need“ sind, dass wir bestimmt Bindungsprobleme hätten und weiß der Teufel noch was. Und all das nur, weil irgendwer irgendwann beschlossen hat, dass es einen einzigen „richtigen“ und einen „falschen“ Weg gibt. Hell no, nicht mit uns – und deshalb sind hier sieben Gründe aufgelistet, warum ein Kaiserschnitt nicht der „einfache Weg“ ist!
1. Es gibt keinen „einfachen Weg“
Eine Geburt ist hart und anstrengend und blutig – egal wie sie vonstatten geht. Jede ist anders und zu sagen eine sei „besser“ oder „härter“ oder „einfacher“ als die andere ist unfair.
2. Kaiserschnitt-Mamis leiden unter den selben postnatalen Problemen
Guess what – auch wir Kaiserschnitt-Mamis haben neun Monate ein Lebewesen herangebrütet und leiden nach der Geburt an Blutungen, Haarausfall, Baby Blues, Schweißattacken und, und, und! Nur weil unsere Kinder anders geholt wurden bedeutet dies nicht, dass uns das ganze Trara danach erspart bleibt…
3. Kaiserschnitte werden meist zur Sicherheit von Mutter und Kind durchgeführt
Eine Sectio ist keine Beauty-OP und wird meist dann durchgeführt, wenn sie die Ärzte als notwenig empfinden. Oft sind Kaiserschnitte die letzte Hoffnung für Baby und Mama – sie als „easy way out“ abzuspeisen, zeugt einfach von Unwissen.
4. Die Tage danach sind der Horror
Eine krasse Wunde, ein neues Baby, Schlaflosigkeit und Schmerzen. Die Tage nach einer Sectio sind hart. Kein Wunder also, dass manche Mütter erst nach fünf Tagen von der Klinik entlassen werden.
5. Die Geburt sagt nichts über mich als Mutter aus
Ja, ich hatte einen Kaiserschnitt aber ich bin dadurch keineswegs weniger als Mama qualifiziert als Frauen, die eine natürliche Geburt hatten. Die Art und Weise, wie mein Kind zur Welt gekommen ist, sagt nichts über mich oder das Kind aus. Das anzunehmen ist einfach… naja…
6. Kaiserschnittbabys haben dieselbe Bindung zu ihren Müttern wie jene, die vaginal entbunden wurden
Es ist eine jener Unwahrheiten, die man überall hört: Kaiserschnitt-Babys müssen mehr bonden weil bla, bla, bla… Wer hat sich das ausgedacht? Bestimmt jemand, der gerne Mamas in ihrer verletzlichsten Zeit verunsichert. Dies ist eines jener Ammenmärchen, welches sich hartnäckig hält und Frauen an sich zweifeln lässt (als hätten Mamas nicht sowieso genug Selbstzweifel).
7. Es ist beleidigend, wenn man sich als Mutter für die Geburt des eigenen Kindes rechtfertigen muss
Beleidigend, unwürdig und eigentlich dumm. Denn wir können nicht planen was bei einer Geburt passiert (nein, auch nicht bei einem geplanten Kaiserschnitt). Und meistens sind diejenigen, die am lautesten gegen eine Sectio schreien jene, die am wenigsten Ahnung haben. Ist so.
Über unser Buch „Nachwehen – Trost und Hilfe bei überwältigenden Gefühlen rund um die Geburt„.
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Franziska meint
Danke für den Artikel. Ich hatte eine Notsectio auf Grund einer Schwangerschaftsvergiftung. Meine Kleine musste in der 34 Woche geholt werden. Stillen ging dann leider auch nicht, weil für uns beide alles zu früh war.
Einfach war an dem Kaiserschnitt nichts. Ich konnte mich kaum bewegen und mein Kind nicht auf der Frühchenstation sehen.
Zum Glück ist sie ganz stark und hat die schweren Umstände gut verkraftet.
Aber ich mache mir wegen allem schon genug Sorgen um meine Tochter. Da verletzen alle Vorwürfe und Vorurteile zum Kaiserschnitt und Flasche nur noch mehr.
Da hilft dein Artikel sehr 🙂
Evelyn meint
Das freut mich sehr Franziska! Wir Mütter machen uns genug Vorwürfe für Dinge, für die wir nichts dafür können, wenn dann auch noch doofe Aussagen von unhöflichen Menschen dazu kommen, dann ist das wirklich ein Problem! #motherhoodunited <3
Uli meint
Ja genau das braucht man, die guten Leute, die einem noch ein schlechtes Gewissen einreden zu was auch immer. Meine Zimmernachbarin auf der Entbindungsstation hatte drei Tage so starke Nachwehen, dass sie nicht mal ihr Baby aus dem Bett nehmen könnte, DREI Tage. Also locker ist was anderes.
Meine Freundin hatte so Angst vor der natürlichen Entbindung, dass sie zu krampfen anfing und einen Notkaiserschnitt brauchte, sehr traumatisch. Aber einen Kaiserschnitt macht man ja nicht, wenn es nicht nötig ist – why not?
Ich gehöre allerdings auch zu diesen bindungsfremden Müttern, weil ich nicht stillte – also nicht konnte – obwohl ja JEDE Mutter stillen kann, JEDE, JEDE, JEDE..
Im Allgemeinen reden die Leute so viel, wenn der Tag lang ist, vor allem die, die nichts zu sagen haben.
Glg Uli
Evelyn meint
Ui, nicht stillen? Böse Mama! 😉 Ja, ich finde es schrecklich, wie Frauen einfach (meist von anderen Frauen) unterstellt wird, sie seien schlechte Mütter weil ihre Geburt so war oder sie nicht gestillt haben, oder weil sie ihr Kind in die Krippe schicken… tja, werde bald mal dazu was schreiben! Heißes Thema! 😉
Josephine meint
Fantastischer Beitrag, ich danke dir!
Evelyn meint
Danke für deine lieben Worte Josephine! <3
Sabienes meint
Ich habe ein Kind „normal“ zur Welt gebracht, der 2. kam per Kaiserschnitt, weil er quer gelegen ist.
Meine Empfindung war diese, dass man nach einer nach vaginalen Geburt das Schlimmste überstanden hat (meistens zumindest), bei einer Kaiserschnittentbindung fängt danach das Schlimmste erst an. Zumindest war das vor 25 Jahren so, weil man damals noch eine andere OP-Technik gehabt hat.
Freiwillig (weil ich Angst vor den Schmerzen habe oder Terminprobleme oder aus anderen Gründen) würde ich nie einen Kaiserschnitt machen lassen. Eine Operation ist und bleibt eine Operation und eine Narbe kann immer auch ein Problem bedeuten.
Mangelnde Mutter-Kind-Bindung oder eine schlechte Vorbereitung des Kindes auf das Leben „da draußen“ bei einer Sektio kann ich überhaupt nicht bestätigen. Beide Kinder wurden von Anfang an herzlich geliebt und waren fit.
Ich glaube, dass einfach sehr viel Schmarrn geredet wird.
LG
Sabienes
Evelyn meint
Oh ja, du sagst es, es wird wirklich viel Schmarrn geredet! 😉
Simone Orlik meint
Liebe Evelyn,
Du hast sicher recht damit, wenn du schreibst, dass es nicht den einfacheren oder schwierigeren Weg gibt – wobei ich (selbst Mutter zweier Kaiserschnitt-Kinder) sagen würde, dass mal rein von der Anstrengung der Geburt her gesehen, ein Kaiserschnitt schon der leichtere Weg ist. Klar hat man nachher die Kaiserschnitts-Narbe, die einen ein wenig ans Bett bindet, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so schlimm gewesen wäre. Immerhin überdeckt das schöne Gefühl, dass ein Kind auf der Welt ist, doch die Schmerzen. Ich hatte dazu mal in einem Bericht geschrieben, was man trotz Narbe alles machen kann (http://backmitliebe.de/du/).
Allerdings finde ich auch, dass man sich kaum von anderen Müttern anklagen lassen sollte, man sei ja keine richtige Mutter. Jeder Weg ist individuell und es gibt kein richtig oder falsch. Und die Bindung, die man später zu seinem Kind aufbaut, hat nicht nur mit der Geburt, sondern auch mit dem Thema Stillen, Bonding und was es da nicht alles gibt, zu tun.
Viele Grüße, Simone
Zhunami meint
Gut, dass es auch mal solche Meinungen gibt. Sicher ist es wünschenswert, wenn ein Kind auf normalem Wege zur Welt kommt, aber das ist nunmal in sehr vielen Fällen einfach nicht drin. Ein Kaiserschnitt ist nunmal überwiegend eine notwendige Operation, die verhindert, dass Mutter und Kind bei der Geburt draufgehen – um es mal hart auszudrücken. Ich verstehe sowieso nicht, woher diese vorsintflutliche Meinung kommt, dass eine Frau gefälligst ihr Kind auf „normalem“ Weg zu gebären hat und natürlich ohne Betäubung. Als gäbe es dafür einen Preis. Ich jedenfalls bin verdammt froh, dass mir ein Kaiserschnitt bisher erspart blieb.
„Eine Geburt ist hart und anstrengend und blutig – egal wie sie vonstatten geht.“
Ganz genau!