Mütter, die ihr Kind fremdbetreuen lassen, haben es nicht leicht. Dabei spreche ich dezidiert von Müttern, denn Vater müssen sich Aussagen wie diese nur selten anhören…
1. „Ich hätte solche Angst wichtige Schritte zu verpassen!“
Sätze, die mit „Ich würde“ oder „Ich hätte“ beginnen, enden unweigerlich in Shame-Town. Ist so. Eltern (vor allem Mütter) machen sich genug Vorwürfe und niemand gibt sein Kind in Fremdbetreuung, ohne davor diesen Gedanken gehabt zu haben. Also wenn DU Angst hast Schritte zu verpassen, dann ist das okay für dich als Mama/Papa, aber wenn ICH mich dafür entscheide mein Kind betreuen zu lassen, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. Und solche Aussagen sind nichts als verletzend, da sie mich als Mama (oder als Papa) einfach nur in den Dreck ziehen.
2. „Hast du nicht von dem einen Kind gehört, welches in der Betreuung verstorben ist?“
Ähm… was soll das bitte heißen? KiTa-Horror-Geschichten gibt es wie Sand am Meer aber das heißt noch lange nicht dass sie a) alle wahr sind und b) in meiner KiTa passieren!
3. „Mit einigen Einsparungen müsstest du ja nicht arbeiten.“
Und wenn ich das aber will? Es gibt Mütter, die sich dafür entscheiden ihre Arbeit auf Eis zu legen und das ist in Ordnung. Und dann gibt es Mütter, die das nicht wollen oder nicht können. Und auch das ist vollkommen okay. Ich bin nicht eine schlechtere Mutter, weil ich meine Brötchen selbst verdienen will und es gibt Frauen, die todunglücklich wären, wenn sie „nur“ Mama sein könnten. Vielleicht hilft es manchmal ein bisschen mehr Empathie an den Tag zu legen…
4. „Okay. Und wie lange ist sie/er in der KiTa?“
Eine scheinbar harmlose Frage (ist sie auch meistens). Aber da kommt es auf den Ton an, denn oft verbirgt sich dahinter eine „das arme Kind“-Attitüde, die einfach nur unausstehlich ist.
5. „Es wäre interessant zu sehen, wie sehr das dein Kind verändert…“
Naja, jede neue Situation verändert mein Kind, das ist doch klar! Ob es jetzt die Ankunft eines Geschwisterchens, der Besuch einer Kindereinrichtung oder das Betreuen durch die Oma ist…
6. „Wieso Kinder bekommen, wenn man sie dann abgibt?“
Wieso heiraten, wenn man nicht jede freie Minute mit dem Partner verbringen will? Wieso ein Haus kaufen, wenn man es auch mal verlassen will? Und wieso ein Haustier zulegen, wenn man es dann alleine daheim lässt? So eine Aussage ist unüberlegt und unfair! Ein Kind in Betreuung zu geben heißt NICHT es zu vernachlässigen! Es gibt Eltern, die die Möglichkeit der Betreuung durch Oma, Opa und Familie haben und Eltern, die das eben nicht haben. Bekommen Mütter und Väter, die ihr Kind bei Oma lassen Vorwürfe zu hören, weil sie das Kind „abgeben“? Wohl kaum…
7. „Immer wenn ich bei einer KiTa vorbeispaziere sehen die Kinder darin sooo traurig aus!“
Eine sehr subjektive und gemeine Aussage, die nichts als Verurteilung beinhaltet.
8. „Aber was ist mit der Mutter-Kind-Bindung?“
Vor meinem inneren Auge sehe ich eine Bühne, auf der eine Frau steht, der Scheinwerfer ist auf sie gerichtet und es prasseln Vorwürfe und Schuldzuweisungen auf sie ein. Ein Mann brüllt: „Und was ist mit der Mutter-Kind-Bindung?“ Das Totschlagargument der Fremdbetreuungsgegner ist nämlich genau das, die „gestörte Mutter-Kind-Bindung“… und das wiederum birgt für mich ein sehr großes Problem. Denn: Es ist pures Mum-Shaming! Was ist mit der Vater-Kind Bindung? Gibt es die nicht? Lest man in Internet-Foren zum Thema Fremdbetreuung kommt dieses Argument auffallend oft – auch von Männern. Welcher Vollhonk glaubt denn, dass ich zu meinem Kind keine Bindung habe, wenn es einige Stunden am Tag mit anderen Kindern in der KiTa ist? Müsste man so einen Vorwurf nicht auch Eltern machen, die ihr Kind in einer Großfamilie großziehen und nicht jede Minute mit der Förderung ihres Sprösslings beschäftigt sind? Jede Mutter ist anders und auch jedes Kind ist verschieden. Es gibt Kinder, die gerne in die Betreuung gehen, die sich darauf freuen und das hängt nicht mit der Tatsache zusammen, dass sie zur eigenen Mutter keine Bindung haben, sondern ist Charaktersache!
9. „Stört es dich nicht, dass dein Kind von Fremden erzogen wird?“
Mein Kind wird nicht von Fremden erzogen, es wird von meinem Partner und mir erzogen und kommt einige Stunden am Tag zum Spielen in eine Betreuungsstätte. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?
In diesem Sinne liebe Mamas und Papas: Tut, das was IHR für richtig haltet, denn IHR wisst am Besten, was für euer Kind und für euch das Beste ist. Nur ihr alleine!
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Naschy Sa meint
Bei 9. Liegt aber der Hund begraben. Ich bin Erzieherin und genau das denken und erwarten viele Eltern! Das wir ihre Kinder erziehen und das wir am liebsten eine kleine Schule sind. Das ist eine ganz ungesunde Entwicklung geworden. Mein Gott bitte, lasst Kinder doch einfach Kinder sein! Früher war nicht alles besser, aber die Art und Weise in Kindergarten/Krippe schon einen solchen Leistungsdruck zu erzeugen, so können wir nur Menschen groß ziehen, die mit 23 ihren ersten Burn out haben!
Branka meint
Moin, ich bin selber gelernte Erzieherin und nun im 8 Monat Schwanger. Ich finde es unfassbar wenn Eltern andere Eltern dafür kritisieren das sie ihre Kinder in „Fremdbetreuung“ geben. Mal abgesehen davon das die ErzieherInnen weder Fremd für das Kind noch für die Eltern sind, bringt es den Kindern so unfassbar viel! Die Kinder können so viel Positives mit nehmen und anderen geben. Außerdem haben Erzieher genau das gelernt, also mit Kindern zu arbeiten und mit ihnen zu lernen. Das heißt wir lernen Angebote für die bzw. mit den Kinder zu gestalten, wir lernen die Kinder richtig einzuschätzen und sie so zu unterstützen das sie die gleichen Chancen wie alle anderen haben. Ich muss sagen das ich mich als Erzieherin irgendwie persönlich angegriffen fühle. Das kann aber auch an den Hormonen liegen 😀
Oh und bei solchen Sprüchen von wegen die Kinder in den Kitas sehen immer so traurig aus könnte ich kotzen! Denn das stimmt definitiv nicht! Denn Kinder wollen unter Kindern sein, es sind weder kleine Erwachsene noch sollen sie dazu gemacht werden. Meiner Meinung nach 🙂
Nathalie meint
Einer meiner Favoriten ist noch „MIR war es ja wichtig, Zeit mit meinem Kind zu verbringen.“ Ähm, ja. Ist es mir als Mutter, die ihren Beruf gerne ausübt, auch. Auch wenn ich nicht 24/7 um meine Tochter herumspringe, die, seit sie 13 Monate alt ist, ihre „Fremdbetreuung“ (schon das Wort an sich ist grässlich) in Gestalt ihrer sehr liebevollen Erzieherinnen und vor allem ihrer vielen Freunde in der Kita sehr genießt. Mittlerweile stehe ich über solchen (meist ungefragt geäußerten) Kommentaren – jedenfalls meistens 🙂
Caro meint
Hier die Antworten:
1.) mein Kind und ich, wir haben uns abgesprochen, es wartet mit seinen entwicklungsschritte. darauf, bis ich daheim bin.
2.) hast du von dem Erwachsenen gehört, der von Dummheit gestorben ist?
3.) ich will aber arbeiten. Es geht mir nicht ums Geld, ich übe meinen Beruf gerne aus.
4.) bis er in die Schule kommt.
5.) Es ist interessant! Und es ist toll, wieviel mein Kind schon gelernt hat durch den sozialen Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen.
6.) Mit meinen Eltern hänge ich auch nicht 24/7 rum, wäre bisschen komisch, oder?
7.) kennen Sie das Prinzip des Projezierens eigener Erfahrungen auf andere?
8.) Die ist gut, danke, Tendenz steigend.
9.) Nein, ich finde es sogar gut, dass mein Kind lernt, sich in sozialen Kreisen zu bewegen. Wollen Sie denn nicht, dass Ihr Kind sich sozial einfügen kann?
Mein Kind ist in tagelanger Betreuung (fremd ist die Tagesmutter schon lange nicht mehr) seit es 10 Monate alt ist. Wir sind glücklich damit. Andere nicht, die machen das anders. Darf man sich nicht zu Herzen nehmen, jeder glaubt, der eigene Weg ist der beste 🙂
Lucy meint
Gerade das mit den sozialen Kreisen ist super wichtig. Ich war nicht in der Krippe oder gar im Kindergarten, hat mir definitiv nicht geholfen. Mobbingopfer in der Schule zu sein weil man einfach nur socially awkward ist ist ne ganz schlechte Sache.
Bin zwar keine Mutter und werde so schnell auch keine, bin erst 21 und mitten im Studium, aber ich hab schon ne ziemlich lange Liste an Dingen die meine Eltern bei mir falsch gemacht haben und die ich definitiv nicht wiederholen will. (Das ist kein Shaming – das ist Feststellen von Tatsachen.)