Und er jährt sich wieder, der Weltfrauentag. Zum 99.* Mal. Aber brauchen wir Feminismus noch? Im Jahr 2020?
Ja, nach wie vor. Dringend.
Uh – sie hat das F-Wort gesagt. Hab ich. Warte, noch einmal: F-E-M-I-N-I-S-M-U-S. Da, schon wieder.
Ja, wir brauchen Feminismus, auch du. Wir brauchen eine Veränderung der gesellschaftlichen Normen, der patriarchalen Rollenaufteilung unter der jeden Tag Millionen Frauen und auch Männer leiden.
Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Frauen selbstbestimmt sind, nicht zur Scham und Demut erzogen werden, in der Männer weinen dürfen, in der Care-Arbeit aufgeteilt wird.
Die Beweise, wieso wir Feminismus brauchen, sind erdrücken. Hier ein kleiner Auszug:
2019 wurde in mehreren US-Amerikanischen Staaten die Heartbeat-Law eingeführt. Frauen, die nach der 6. SSW abtreiben wollen, begehen eine Straftat. Das Gesetz wurde von Männern eingeführt.
2019 starben hunderte Frauen durch Männerhand, Stichwort: Femizid. Die WHO veröffentlichte eine Studie die bestätigte, dass 35 % der weltweiten Frauenmorde von intimen Partnern begangen werden. 5% der Morde an Männern hingegen von den Partnerinnen. Femizide sind rund um den Globus an der Tagesordnung.
Täglich werden abertausende von Frauen im Netz beleidigt. Die Kommentare sind dann meist sexualisiert, beschimpfen Frauen als F*tzen oder H*ren – Frauen werden auch wenn sie beleidigt werden, als Objekt wahrgenommen.
Ein türkischer Gesetzesentwurf der AKP (der Partei, der Erdogan angehört) will Männer schützen, die eine Minderjährige vergewaltigt haben – sie dürfen das Mädchen nach diesem Gesetz nämlich ehelichen.
Frauen, die sich auf eine Stelle bewerben, werden viel zu oft, nach ihrer Gebärmutter befragt.
Mädchen und Frauen werden entführt, verkauft, vergewaltigt. Behandelt wie Vieh. Zur Prostitution gezwungen
Altersarmut ist ein Problem. Ein Problem, welches meist (alleinstehende) Frauen betrifft, die in der Pension aufgrund von Betreuungspflichten, prekären Arbeitsverhältnissen und schlechter Bezahlung nur mehr das Geld haben, um einen einzigen Raum zu heizen.
Wenn ein 16-jähriges Mädchen die Welt retten will, wird es sogar vom amerikanischen Präsidenten gebasht.
Derzeit führen Frauen nur in 15 von 193 Ländern eine Regierung an.
Als Sanna Marin finnische Ministerpräsidentin wurde, erregte dies weltweit Aufgrund ihres Alters und ihres Geschlechts (!) aufsehen.
Frauen, die eine Meinung haben, die sich gegen Sexismus wehren, werden belächelt, nicht ernst genommen, beschimpft.
Frauen, die sich gegen das Kinderkriegen entscheiden, werden geächtet, oder eben: belächelt, nicht ernst genommen, beschimpft. Kinderlose Männer aber ohne weiteres toleriert.
Frauen, die nach der Elternzeit in den Job einsteigen wollen, haben mit Schwierigkeiten vonseiten der Arbeitgeber und Unflexibilität zu kämpfen.
Als im Jänner die „Tampon-Tax“ eingeführt wurde, fanden das User in den sozialen Medien als „unnötig“ „nicht berichtenswert“ „eklig“. (Ja Horst, ganz schön eklig so ein Bild einer sauberen Menstruationstasse – tsss, troll weiter).
Mütter sind im Laufe ihres Lebens mehrmals Vorurteilen und Anfeindungen ausgesetzt.
Jährlich erleiden etwa drei Millionen Mädchen, meist unter 15 Jahren, eine Genitalverstümmelung.
Nein, das war nicht alles. Aber einiges, nicht wahr? Natürlich gäbe es noch mehr zu berichten. So viel mehr…
Frauenhass hat viele Facetten. Und er ist nicht privat sondern hochpolitisch. Gerade deshalb ist Feminismus und auch der Weltfrauentag, so wichtig. Denn er schafft Bewusstsein.
Themen wie diese sind unbequem, cringy. Es wäre einfacher wegzusehen, den Blick auf was Schönes zu legen. Blumen, vielleicht, oder die üblichen 20 Prozent Rabatt auf Parfums und Bügeleisen um den 8. März herum.
Aber das wäre zu leicht. Und Veränderung ist nicht leicht. Sie sit zäh und klebrig und ungemütlich. Sexismus ist in unserem Alltag und in unserem Sprachgebrauch tief verwurzelt.
Auch wenn wir uns selbst nicht konkret benachteiligt fühlen heißt es noch lange nicht, dass es keine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern mehr gibt. Und es liegt an uns sie aufzubrechen, Brücken zu bauen, Solidarität zu zeigen und vor allem eines zu sein: ungemütlich.
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*Der erste Weltfrauentag fand 1911 statt und zwar am 19. März. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März gefeiert und jährt sich somit heuer zum 99. Mal.
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