Oft heißt es „Kaiserschnitt oder natürliche Geburt?“ Aber gibt es da überhaupt einen Unterschied?
Ich habe nach meiner ersten Geburt lange gehadert. Ich hatte das Gefühl versagt zu haben. Nicht richtig „performt“ zu haben.
Denn meine erste Geburt endete in einem Kaiserschnitt. Es war eine Notsectio mit Vollnarkose. Einge Stunden nach dem Eingriff bin ich aufgewacht. Alleine, mein Bauch leer. Außer diese wilden Schuldgefühle, die in mir drinnen spukten, wie unwillkommene Geister. Schuldgefühle und Scham.
Wieso ist es mir nicht gelungen? Habe ich mich gefragt. Wieso war es so schwierig?
Ist ein Kaiserschnitt eine natürliche Geburt?
Ich wurde bemitleidet, nach meinem Kaiserschnitt. Weil ich die „Erfahrung“ verpasst hatte. Und den ersten Schrei. Und obwohl zweiteres wirklich an mir nagte, war meine Erfahrung auch eine Geburtserfahrung. Nur ohne Presswehen.
Es hat seine Zeit gedauert bis ich gemerkt habe, dass auch meine Geburt eine natürliche Geburt war. Denn was kann an einer Geburt bitte „unnatürlich“ sein? Eben! Der Kaiserschnitt war es nicht, er war lebensrettend.
Jede Geburt ist harte Arbeit
Ich hatte meine Tochter 40 Wochen unter meinem Herzen getragen. Auf der Zielgeraden bekamen wir Unterstützung. Eine Unterstützung, für die ich mich nicht schämen musste. Und auch nicht mehr schämen wollte. Weil im Grunde eine Geburt immer mit Anstrengung, Schweiß, Blut, Arbeit verbunden ist. Wettbewerbsgedanken sowie Schamgefühl haben im Kreißsaal nichts verloren.
Am Ende des Tages zählt nicht unsere vermeintlich „Leistung“, ob die Geburt vaginal oder per Kaiserschnitt, in der Wanne oder in den eignen vier Wänden war, sondern unser Baby, unser Mut und unsere Gesundheit. Physisch als auch psychisch.
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Tamara meint
Hej! Auch ein Wunschkaiserschnitt ist nichts verwerfliches und eine für mich eine natürliche Geburt! Ich bin es mittlerweile schon echt leid, dass ein Kaiserschnitt überhaupt nur als ok gilt, wenn’s ein Notkaiserschnitt ist!
Jeder von uns hat seine eigenen Beweggründe für die Entscheidungen die er trifft … ich finde, dass man sich für gar nichts schämen oder verstecken muss. Mama werden ist so oder so harte Arbeit! Ich sag ja auch nicht, dass ein Frühchen weniger Arbeit ist, nur weil es früher zur Welt gekommen ist..
Ich find toll, dass du auf deinem Blog ganz offen drüber schreibst. Du hast keinen Grund dich zu schämen! Jede Mama ist eine Superheldin – vollkommen egal wie die Geburt verlaufen ist. Das tut nämlich gar nichts zur Sache!
Lg Tamara
Deborah meint
Wow, obwohl meine Kaiserschnittgeburt meines ersten Sohnes schon bald neun Jahre zurückliegt, treffen deine Worte gerade voll mein Herz. Meine Emotionen waren ähnlich danach, ich habe mich unfähig gefühlt, mein Kind »normal« auf die Welt zu bringen. Monate später habe ich im Krankenhaus einen Gesprächstermin vereinbart, um das Geburtserlebnis nochmal aufzuarbeiten und mit erklären zu lassen, was genau eigentlich im OP (unter Teilnarkose) abgelaufen ist. Die Gynäkologin war super feinfühlig und hat mir geholfen, meine Scham und Schuldgefühle zu verarbeiten. Bin sehr froh, dass mich meine Hebamme damals dazu ermutigt hat. Alles Liebe für dich und danke für deinen Post zum Thema!