Okay, niemals hätte ich mir gedacht, dass ich jemals so einen Titel formulieren muss. Weil er eigentlich absurd ist. Doch das ist vieles im Jahre 2020. Wenn du also hier bist um einen Rant über „Papablogger“ zu lesen, dann bist du falsch. Heute möchte ich eine Beobachtung mit euch teilen. Eine, die ich provokativ betitelt habe, aber naja, so sind wir (Mama)Bloggerinnen nun mal: sneaky und schamlos… 😉
Seit vielen Jahren wandere ich in der Social Media Welt herum und ich kam nicht umhin eine kuriose Beobachtung zu machen. Mir fiel irgendwann auf, dass sogenannte „Papablogger“ gefeiert werden, während „Mamabloggerin“ zu sein, fast ein Schimpfwort ist.
Kurze Erklärung: Ich definiere mich eigentlich nicht als „Mamabloggerin“ per se. Ich bin eine Frau, die bloggt und zufällig auch Mutter ist. Das „Mama“ vor dem Bloggerin finde ich also nicht wirklich notwendig. Ja, mich beschäftigen Themen rund um die Geburt und das Frausein nach dem Mutterwerden, aber nicht nur das. Natürlich nicht. Aber vielleicht will ich mich nur nicht als „Mamabloggerin“ definieren, weil so pauschal dagegen gebasht wird. Ganz nach dem Motto: Die „Mamabloggerin“ ist böse und geldgierig, „Papablogger“ dagegen sind süß und cool. Und das ist B*lls*it, sorry.
Denn wie bei allem im Leben, gibt es kein „Entweder-Oder“, kein „Schwarz-oder-Weiß“, kein „Die-sind-böse-und-die-sind-gut“.
Ich bin seit Jahren auf Social Media unterwegs, meinen ersten Blog hatte ich mit kinderlosen 20 Jahren, meinen Instagram-Account gibt es seit 2012. Jahre bevor ich Mutter wurde. Dann kamen aber die Kinder und sie gehören zu mir, zu meinem Leben und zu meinen Interessen. Ja ich bin Mutter, ja ich blogge. Bin ich deshalb automatisch ein schlechter Mensch? Ich hoffe nicht. Aber ich beobachte immer wieder – online als auch offline – dass Muttersein eine Frau automatisch zur Zielscheibe macht. Ob dasselbe für Väter gilt? Das wage ich zu bezweifeln.
Und so kommt es mir vor, dass Männer, die aktiv auf Social Media unterwegs sind und Kinder haben gefeiert werden. Man findet sie cool, lustig und natürlich entzückend, weil sie sich um die Kinder kümmern. Kein Hahn kräht danach, was sie posten, mit wem sie abhängen, wie sie Dinge formulieren. Bei Müttern ist das anders. Argwöhnisch werden wir auf Schritt und Tritt beobachtet, verurteilt und beschimpft. Von Unbekannten versteht sich. Oft anderen Frauen. Oft von (sehr jungen) Personen ohne Kinder. Einfach so, weil sie es wagen. Man(n) weiß doch, sobald man Mutter wird, sollte man doch unsichtbar, selig und zufrieden werden – Ironie off.
Haters gonna nerv
Wenn ich also über böse und gemeine Kommentare stolpere, die an Mütter gerichtet sind, die auf Social Media aktiv sind, dann stellt es mir die Nackenhaare auf. Egal ob sie in mein Postfach landen oder in fremden Kommentarspalten. Diese moralische Überlegenheit der Anderen finde ich übrigens immer uncool, egal worum es geht und egal von wem sie kommt. Das nervt mich nämlich genauso, wie das Pauschalisieren mich nervt.
Ja, vielleicht ist der Titel provokant, vielleicht täusche ich mich, vielleicht, vielleicht, vielleicht… Was ganz sicher ist: Über andere Menschen zu urteilen ist unfassbar einfach. Vor allem wenn man das Gegenüber nicht kennt. Es ist einfach und es ist beschis*en. Denn es gibt bestimmt Mamabloggerinnen, die für manche uncool wirken, die Dinge tun, die man selbst nicht machen würde. Aber es gibt bestimmt auch Papablogger, die ihre Kinder nur für das Foto sehen, dass sie später posten. Und umgekehrt. Und genau darum geht es: zu hinterfragen. Auch das eigene Verhalten.
Also, liebe Moralapostel, Hater, und Kommentarspaltenheros: Cool bleiben und nicht alle Menschen (*hust* Eltern) über einen Kamm scheren.
Okay? Okay!
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Miriam meint
Haha, ja, voll der Klassiker. Kaum macht ein Mann etwas, das bisher nur mit Frauen assoziiert wurde, ist das direkt eine Errungenschaft für die gesamte Menschheit (so wie der wirklich schlechte Erzieher in der Kita einer Freundin, der eine pädagogische null ist – aber bleiben darf weil aaaahhh Themenkomplexausschweifung, zu viele Ebenen).
Was ich sagen will: Nix gegen Papablogger an sich, jede*r darf bloggen, worauf er oder sie Lust hat. Aber es lohnt doch immer ein Blick darauf, wie eine Frau beurteilt wird im Gegensatz dazu. Habe bisher in keinem Papablog eine Auseinanderstzung mit Themen wie „Rabenvätern“, „Papiforen“ oder fiese Spitzen gegen „Karrieremänner“ gelesen. Es bleibt unreflektierter Applaus und das hinterlässt ein schales Gefühl. Hat eine Frau hingegen einen Handwerksblog, überschlägt sich niemand vor Freude über den Exotinnenbonus – nur besonders kritische Kommentare, Häme – oder einfach ein großes Schweigen sind an der Tagesordnung. Wer sich beschwert über diesen Umstand wird ausgelacht, beschimpft oder ignoriert. Das Problem wird jedenfalls nicht erkannt sondern kleingeredet. I call silencing. Danke für den schönen Beitrag jedenfalls 🙂