„Und, wie ist es so als Mama und Papa?“
Eine Frage, die wir oft gestellt bekommen. Und manchmal weiß ich gar nicht, was ich darauf antworten soll.
Denn ich liebe meine Tochter und das Leben seit sie bei uns ist. Ja, das tu ich wirklich.
Aber dann gibt es oft die Tage, die alle Eltern kennen, und die einen fast in den Wahnsinn treiben. Meist lächelt man diese Tage weg, verpackt sie in ein humorvolles Statement, zwingt sich zu einem Witz. Aber tief in uns drin, zermürben uns diese Tage.
Es sind die Tage, an denen wir kaum dazu kommen, einen Bissen zu uns zu nehmen. Die Tage, an denen wir permanent angeraunzt werden, in denen die Kinder getragen, gehätschelt, verwöhnt werden wollen, kein Nickerchen halten und laut und wild sind.
Klar, sie gehören zum Elternsein dazu und das ist auch absolut okay. Aber wir müssen uns doch vor Augen führen, dass sich die Rolle der Eltern, die Rolle der Mütter, in den letzten 100 Jahren Jahren dramatisch verändert hat.
Zum Glück sagen die einen, schwierig, die anderen.
Denn wenn man früher auf die Mutter, die Schwiegermutter, die Oma, die Nachbarin (eigentlich aufs ganze Dorf) zählen konnte, ist man heute oft auf sich allein gestellt. Die Mütter und Schwiegermütter leben nicht in derselben Stadt, Kinderbetreuung ist teuer und schwer zu finden und dazu kommt, dass der Beruf nicht vernachlässigt werden will (zurecht).
All das ist mühsam und nervenaufreibend. Ja, wir lächeln es weg, posten auf Instagram und Facebook ein wunderschönes gestelltes Selfie mit: „Heute war ein schwieriger Tag, mit den Rüpeln #mumlife“ und niemand sieht, dass wir kurz nach der Aufnahme des Bildes schluchzend Suppe vom Boden aufgewischt haben, während der Nachwuchs sich die Seele aus dem Leib gebrüllt hat.
Heißt das, ich sei überfordert? Nein, meine Lieben ich bin nur ehrlich. Denn manchmal wird einem einfach alles zu viel.
Diese Momente der Müdigkeit haben wir irgendwann alle, immerhin ziehen wir Menschen groß.
Deshalb plädiere ich für eine neue, gemeinsame Art von Elternsein. Dem Rudel. Ein richtiger Mum- oder Dadtribe, auf den man sich verlassen kann. Eine Gruppe Mütter und Väter an die man sich wenden kann, wenn einem alles zu viel wird. Ein Tribe, bei dem Ehrlichkeit an erster Stelle steht und es okay ist, wenn man „Schwäche“ zeigt. Dank dem man dann auch tatsächlich den Humor im Ganzen Chaos wiederfindet.
Denn auch wenn auf Pinterest, Instagram und Co. alles perfekt aussieht, nichts am Elternsein ist „perfekt“. Wir müssen nur endlich dazu stehen.
Offen, ehrlich und vor allem eines: Gemeinsam.
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chribi meint
oh das stimmt! ich bin täglich dankbar und glücklich über meine wunderbaren Kinder! Und gleichzeitig täglich mal ziemlich genervt, unzufrieden, versuche, den Tag irgendwie hinüberzubiegen.
Die Kinder und das Leben mit ihnen im Alltag wirklich zu genießen, fällt mir oft schwer. Dennoch würde ich sie nie wieder hergeben oder sie nach kurzer Zeit schon vermissen. Das ist das Dilemma, in dem wir leben;)
Es wäre gut, wenn wir neben Job und Kinder auch einen Tag in der Woche fix für uns selber hätten, damit eigene Projekte nicht jahrelang anstehen. Früher hatten wir Feierabende und Wochenenden, welch ein Luxus!
Pixie131 meint
Und ich frage mich immer, wie das gehen soll bzw. was dafür getan wird.
Ich hab auch schon festgestellt, dass dieser „Rudel“ außerhalb der Verwandtschaft gar nicht gewünscht ist. Ich bin Zugezogene und eigentlich immer die Außenseiterin. Die, die einen anderen Humor hat, einen anderen Dialekt, die älter ist, was weiß ich.
Maria meint
Das geht uns hier auch so. Hilfe wird nur unter ‚alt eingesessenen‘ Familien angeboten, die es aber oft weniger nötig haben, da eindeutig mehr Verwandtschaft in der Nähe. Wir sind im Kiga fast die einzige Familie ohne Verwandte in der nächsten Umgebung. Grade uns wird keine Hilfe angeboten. Traurig eigentlich!
Evelyn meint
Jup und so ist das leider viel zu oft! Wir müssen eifach wieder ein „Miteinander“ lernen… <3
Julia Köhler meint
Ich finde deinen Beitrag einfach super. Wenn ich daran denke, wie sehr sich doch das Kinder großziehen in der heutigen Zeit verändert hat. Früher lebte man in Großfamilien, hatte Oma, Tante, Schwester in seiner Nähe, jede Menge Kinder unterschiedlichen Alters konnte gemeinsam aufwachsen, zusammen spielen. Man unterstütze sich gegenseitig. Einer kochte, einer machte Haushalt, der andere schaute nach den Kindern. Heute übernimmt eine Mutter alle Aufgaben und dann wundert man sich, wenn sie irgendwann fix und fertig ist. Ich empfinde es als einfacher, mich um mehrere Kinder zu kümmern, während z.B. eine Freundin für uns alle Essen zubereitet anstatt alles alleine zu stemmen. Für die Zukunft da wünsche ich mir tatsächlich wieder ein in zum „Rudel“, zur Großfamilie. Wenn auch eher im übertragenen Sinne.
Danke, dass du dieses Thema in so gute Worte gefasst hast.
Evelyn meint
Hallo Julia und danke für deine lieben Worte, ja, ich finde auch, dass es viel mehr in Richtung „gemeinsam statt einsam“ gehen sollte, wäre wirklich sinnvoller und so viel leichter…