Es ist nun ein Jahr her. 365 aufregende, spannende, wilde und auch unglaublich traurige Tage.
Als wir uns für ein Baby entschieden, hätten wir niemals daran gedacht, dass es passieren könnte. Man denkt, dass es bis zur Schwangerschaft vielleicht noch ein Weilchen dauern kann, aber niemals – niemals – dass es zu einer Fehlgeburt kommen könnte. Immerhin wird die Möglichkeit einer solchen weder mit dem Frauenarzt noch mit Freundinnen besprochen.
Als meine Ärztin mir in einem Atemzug sagte ich sei schwanger, sollte mir aber keine Hoffnungen machen, da ich schon zu viel Blut verloren hätte, war ich sprachlos. Es war, als hätte die Welt angefangen zu surren. Ich hörte nichts außer einem stumpfen Lärm, ein dumpfes Rauschen.
Wieso? Was habe ich getan? Sind sie sich sicher? Ich war ja schließlich jung, fit und ernährte mich gesund…
Drei Tage später lag ich im Krankenhaus und musste mich einer Kürettage unterziehen. Der körperliche Schmerz war nichts gegen die Schwere und die Trauer die meine Gedanken vergifteten. Hinzu kam, dass man ja nicht darüber reden sollte, niemand sollte von unserem Kinderwunsch erfahren oder gar vom „Versagen“ meines Körpers.
Was übrig blieb, war eine leere Hülle – Ich.
Die Wochen nach der Fehlgeburt waren schwer. Zu viele Vorwürfe an mich selbst, zu viele Zweifel, zu viele „was wäre wenn“. Für Freunde die schwanger wurden, konnte man sich nur halbherzig freuen und das tat noch mehr weh. Wo war der eigene Leichtsinn, wo war denn das Lachen geblieben?
Fünf Monate später blieben meine Tage aus. Ich rechnete wieder mit einer späten Folgen der Fehlgeburt – ein unregelmäßiger Zyklus. Als ich dann doch – mit einem kleinen Schimmer Hoffnung – einen Schwangerschaftstest machte, konnte ich meinen Augen nicht glauben. Er war positiv. Es war der 6. Oktober 2015.
Doch der Mai hatte seine Spuren hinterlassen. Ich konnte mich lange nicht über die gute Nachricht freuen. Ich hatte Angst erneut enttäuscht zu werden. Erneut die „leere Hülle“ zu sein. Nicht schon wieder.
Als die Wochen nach und nach vergingen, wurde auch die Angst geringer, die Hoffnung wuchs und unsere kleine Kämpferin wurde immer größer. Das Rauschen des ersten Herzschlags, das erste Flattern in meinem Bauch, der erste richtige Kick, den nicht nur ich wahrnahm… all die kleinen Schritte der Schwangerschaft wurden mit Dankbarkeit und Freude begrüßt.
Im Krankenhaus, als ich nach der Ausschabung von der Narkose aufwachte, sagte mein Mann folgenden Satz: „Alles wird gut und im nächsten Jahr, zu dieser Zeit, sind wir bestimmt schwanger“.
Ich hab es ihm geglaubt. Und es war auch gut so.
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Britta meint
Unser Weg zu Kind Nummer drei war holperig. Ein Abgang in Woche sieben. Das konnte ich noch mit Fassung tragen. Ich wurde sofort wieder schwanger. Dann der erste Ultraschall in Woche elf – und kein Herzschlag.
Die nächsten Wochen waren grausam. Erst wollte ich nicht drüber reden “ doch du musst, um es zu verarbeiten“. Ich wollte nur noch weg von allem. Schwierig mit zwei kleinen Jungs.
„Aber du hast doch schon zwei.“ Stimmt. UND?????
„Du weißt doch, dass du schwanger werden kannst.“ / „Du bist doch noch jung.“ Stimmt. UND?????
Ich wollte dieses Kind. Ich wollte nicht nach Schuld suchen. Ich wollte mich nicht unfähig fühlen. Als Versagerin.
Ich entschied mich für eine Pause. Als wir es ein halbes Jahr später wieder versuchten, klappte es wieder sofort. In acht Wochen ist Entbindungstermin. Mir geht es wieder gut. Und ich rede offen drüber. Und bin überrascht, wie viele Frauen dieses Schicksal teilen. Passt zur Statistik: auf jede Geburt kommt ein Abgang. Hilft einem auch nicht weiter in dem Moment. Doch wenn sich das Hirn wieder einschaltet wird klar: ich bin nicht alleine. Und das hat mir ein wenig geholfen.
Janine meint
Hab das ganze 2013 erleben müssen. Nach der 8 SSW hat man keinen Herzschlag mehr gesehen oder gehört. Einen morgen später began die Ausschabung als wäre das nicht schlimm genug musste ich 7 Tage später erneut diese Ausschabung machen da die Ärzte in dem einen Krankenhaus gefuscht haben und es nicht ganz aus der Gebärmutter geholt haben. Die Ärztin sagte es war Glück früh genug nochmal schauen zu lassen denn ich litt bereits unter Vergiftungserscheinungen ausgelöst durch den noch vorhandenen resten in meinem Körper.
Es war der blanke Horror. Der Satz meines jetzt Exmannes hat mich hart getroffen als wenn es selbstverständlich wäre , einfach ein neues Kind zu planen.* MAN KANN DOCH EINFACH EIN NEUES MACHEN * Da war es soweit der Satz hat alles in Frage gestellt. Letztendlich ging unsere Ehe an diesen Verlust kaputt.
Evelyn meint
Liebe Janine, deine Worte haben mich zutiefst berührt. Ich verstehe dich, verstehe deinen Verlust und bewundere den Mut einer jeden Frau, die da durchmusste. Denk immer daran Janine: Wir sind nicht allein. Es geht auch anderen Frauen so wie uns. Mir hat dieser Gedanke stets Trost gespendet. <3
Jeannine meint
Liebe Evelyn, tut mir leid, dass du eine so schmerzhafte Erfahrung machen musstest. Schön, dass du jetzt auf deinem Blog darüber berichtest. Ich denke, dass deine Worte für andere Frauen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation wie du sind oder waren, sehr hilfreich sein können. Ich hab erst kürzlich mit einer psychologischen Beraterin für eine Reihe auf meinem Blog über das Thema gesprochen, vielleicht interessiert dich das ja. Alles Liebe und herzlichen Glückwunsch zum süßen Bauchbewohner! 🙂
Evelyn meint
Hallo Jeannine, danke für deine lieben Worte. Ich glaube das Thema anzusprechen ist für viele Frauen eine große Überwindung aber absolut notwendig… dazu gehört Mut und ein bisschen Girlpower!
Alles Liebe,
Eve
P.S. Sehr interessant dein Experteninterview übrigens!
Jeannine meint
Da hast du recht! 🙂 Vielen Dank für deine lieben Worte zum Artikel! 🙂