Wow. Das war ein Knaller. Ich ahnte ja schon, dass ich nach meinem Impf-Artikel einige Zuschriften bekommen würde, aber ich wurde überrascht.
Positiv nämlich. Auf Instagram, am Blog und Facebook bekam ich unzählige nette und motivierende Nachrichten und Kommentare. Ich war happy, denn ich hatte das Gefühl, dass es schwierig werden könnte die eigene Meinung an den Tag zu legen.
Und ganz unrecht hatte ich nicht.
Während ich von vielen Leserinnen eben durchwegs positive Kritik bekam, kamen ungefähr 24 Stunden nach Veröffentlichung des Beitrages arge Kommentare auf. Damit meine ich nicht kritische Stimmen, denn die sind absolut in Ordnung und konstruktive Kritik, sowie das Aussprechen der eigenen Meinung und der eigenen Sorgen, müssen zugelassen werden. Ich habe mich auch darum bemüht, kritische Stimmen freizuschalten und ihnen eine Plattform für ihre Gedanken zu bieten, denn kein Diskurs ist ohne der Contra-Seite sinnvoll.
Aber mit argen Kommentaren meine ich folgende:
„Tja, dummgeimpft„, oder „Glaubt doch weiter eure lügen und impft euch dumm und dämlich.“ oder „Mir tun eure Kinder leid!“ oder „Es geht um die Krebserregenden Giftstoffe die Ihr euren Kinder spritzen lässt und denkt noch Ihr schützt sie damit. Schaltet mal euer ferngesteuertes Hirn ein!“ (Die Rechtschreibfehler gehören da übrigens so hin).
Und dann gab es noch die Verschwörungstheoretiker mit „Wehret den Anfängen!!! ICH selbst bestimme über MICH und MEIN Kind.„, oder „Warum gibt es Krieg auf dieser Welt? Ist es das Denken? (…) Wir sind Natur und pumpen uns mit chemischen Mitteln voll? Es ist augenscheinlich wie es in unmittelbarer Zeit aussieht. Kann man sich da mal einen Gedanken machen? Haben wir solche Angst? Angst zu sterben? Leben und Tot sind eins.“ (Ich wiederhole, die Rechtschreibfehler gehören so).
Bis hin zu einer Fatalistin, die mir mit folgenden Worten die Spucke wegbleiben ließ: „Warum erlauben wir, dass kranke und schwache Kinder leben dürfen und sich sogar fortpflanzen dürfen. Kein Tier tut so etwas. Jedes Tier setzt seine eigenen kranken Kinder einfach aus! Tun wir das etwa, weil wir uns für etwas besseres Halten? Richtig wäre es, wenn jedes Kind, dass eine Kinderkrankheit nicht überlebt, eben nicht leben sollte. Von Mutter Natur aus gesehen.“ (Die Rechtschreibfehler…ihr wisst schon…)
Naja, das waren nur Auszüge vom Glanz, der sich unter meinem Artikel abgespielt hat. Dann wurden irgendwelche Studien herangezogen, die – wie man rasch feststellen konnte – von Privatpersonen durchgeführt wurden und „Beweise“ von Impfkomplikationen aus dem Jahr 1770 (Edward Jenner). All die „Beispiele“ dieser passiv aggressiven LeserInnen (obwohl ich anhand mancher Aussagen stark bezweifle, dass einige den Artikel überhaupt gelesen hatten), führten mich auf dubiose Webseiten, die wiederum von Privatpersonen geführt wurden. Ich bin dieses Wochenende also ein bisschen in eine Verschwörungstheoretiker-Welt eingetaucht, von der ich geahnt habe, dass sie existiert, deren Ausmaß ich aber nicht kannte.
Was ich daraus gelernt habe – Nummer eins
Die argen ImpfgegnerInnen sind eigentlich gar nicht so viele (vielleicht zehn Prozent der Reaktionen auf meinen Beitrag), sie sind aber (zumindest nach meiner Erfahrung) ziemlich laut und aggressiv. (Damit meine ich nicht die kritischen Stimmen, die versucht haben vernünftig zu sagen, dass sie sich manchmal Sorgen machen). Ihre „Beweise“ sind – aus wissenschaftlicher Sicht – mühelos zu zerpflücken, sie werden aber herumgeworfen wie Konfetti auf einer Faschings-Party. Wie meine Freundin Marina kürzlich sagte: „Wissenschaft ist keine Meinung. Wissenschaft sind Fakten!“ Und diese werden von (hoch)qualifizierten Leuten, die sich jahrelang auf Thematiken spezialisiert haben und die wissenschaftliche Methoden anwenden, dargestellt. Privatpersonen ohne jegliche Ausbildung können sich zwar für Themen interessieren, wenn sie aber dubiose „Studien“ veröffentlichen und diese dann als bare Münze genommen werden, dann gibt es ein Problem.
Was ich daraus gelernt habe – Nummer zwei
Die „Hardcore-ImpfgegnerInnen“ sind ziemlich gut vernetzt und warten eigentlich nur darauf, bis sie „zubeißen“ können (und tun dies im Schwarm). Ich vermute mein Artikel wurde rasch in irgendwelchen Foren geteilt, mit dem Aufruf mich „zu bekehren“. Nur waren die dargebrachten Argumente meist nicht wissenschaftlich fundiert und der Ton rutschte schnell ins Persönliche ab. „Fakten“ hatten keine Quellen und wenn sie die hatten, waren sie, naja, etwas suspekt (siehe Punkt eins). Von „Survival of the fittest“-Aussagen ganz zu schweigen.
Was ich daraus gelernt habe – Nummer drei
Ich würde den Artikel sofort wieder schreiben. Das Kommentieren von diversen Personen, hat mir eigentlich Spaß gemacht und all die positiven Stimmen haben mich darin bestärkt zu denken, dass sich viele Impfbefürworter schlicht und einfach nicht mehr trauen ihre Meinung zu sagen.
Oder es einfach satt haben gegen eine Wand zu reden (hatte ich irgendwann auch).
Ich durfte außerdem wieder mal ein bisschen wissenschaftlich Arbeiten, „Studien“ widerlegen und anecken (#mykindofhumor).
Was ich aber traurig gefunden habe ist, dass solche Thematiken eine Streitkultur hervorrufen, die keineswegs beispielhaft ist. Wie gesagt, Sorgen, konstruktive Kritik und eigene Meinungen sind jederzeit auf meiner Seite willkommen und daran können wir wachsen und voneinander lernen. Wir Erwachsene sind Vorbilder für unserer Kinder, nicht nur wenn wir uns für oder wider das Impfen entscheiden, sondern auch in der Art und Weise, wie wir unsere Entscheidungen argumentieren. In welchem Ton wir das tun.
Und genau dieser Ton sollte von so manchen Leuten doch ein bisschen überdacht werden.
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Lexi meint
Halleluja! Endlich mol jemand der sich traut, sich öffentlich als Impfbefürworter zu outen! Olle Daumen hoch fa mir! Bin normalerweise stille Leserin, obr des hot mi iatz in die Finger gjuckt! lg, aus BZ
Sonja von The Crafting Cafe meint
Bleib tapfer! Ich fand den ersten Artikel super, und diesen sogar noch besser!
Unglaublich, was es für Leute gibt!
Lieber Gruß,
Sonja
Evelyn meint
Danke liebe Sonja! Ja, krass was los war! 😉
Zhunami meint
Interessante Zusammenfassung. Ich war ja selbst sehr aktiv an den Diskussionen beteiligt, aber offensichtlich sind mir die absoluten Highlights entgangen. Mir war nicht bewusst, dass Eugenik und Sozialdarwinismus mittlerweile schon wieder derart salonfähig sind, dass sie einfach mal auf Facebook geäußert werden. Da sind wir ja ganz schnell wieder bei der rassenhygienischen Thematik – man fühlt sich wie in den 30ern. Gut zu wissen, dass der überwiegende Teil der Kommentatoren*innen und hoffentlich auch der stillen Mitleser*innen eine vernünftige Einstellung zu diesem Thema haben. Danke für den ursprünglichen Artikel. Ich habe mich auch in der Diskussion ganz gut amüsiert.
Claudia meint
Liebe Evelyn!Danke für deinen Blogbeitrag zum Thema Impfen und auch die vielen anderen Beiträge!! Ich bin ein totaler Fan deines Blogs – hat mir schon durch das ein oder andere Neo-Mama Tief geholfen Ich kenne kaum jemanden, der manche Themen so toll und immer mit der richtigen Portion Humor/Sarkasmus auf den Punkt bringt!Weiter so!!
Und was das Impfen betrifft: Es gibt schöneres, als wenn das Baby/Kleinkind gepiekst werden muss und im schlimmsten Falle auch mit der ein oder anderen Nebenwirkung zu kämpfen hat. Jedoch ist dies aus meiner Sicht besser, als wie wenn eine Kinderkrankheit ohne Impfung ausbricht!Die Folgen meist schlimmer. Liebe Grüsse
Evelyn meint
Hallo liebe Claudia, habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, deine netten Worte haben mir wirklich den Tag versüßt!
VIELEN DANK!
Alles Liebe,
Evelyn