Ich habe es versucht. Wirklich. Und ich habe mein Bestes gegeben. Aber irgendwie will es mir nicht gelingen. Die Rede ist vom minimalistischen Leben. Das war vor den Kindern noch eine relativ greifbare Idee, die aber mittlerweile in weiter Ferne gerückt ist. Denn mit der Geburt der Kinder hielt auch der Kram Einzug in unsere Wohnung.
Bei Kind Nummer eins hat man keinen blassen Schimmer, was man tatsächlich fürs Überleben mit Baby braucht und kauft somit lieber mehr als zu wenig. Vor Matildas Geburt habe ich eine Babyhaarbürste gekauft. So eine ganz spezielle (sinnlose) mit ultraweichen Borsten. Tja, lustig ist es deshalb, weil Matilda keine Haare hatte bis sie anderthalb war. Und ihr Bruder tut es ihr gleich. Aber irgendwie wandert man durch die Regale im Babyfachmarkt und bekommt suggeriert, dass man selbst für das glatzköpfigste aller Babys eine Bürste kaufen sollte. Für alle Fälle.
Und dann die Spielsachen! In meiner – ach so naiven – Vorstellung, hatte ich ein aufgeräumtes und gut strukturiertes Kinderzimmer im Kopf. Mit den Legosteinen in der Legokiste und den Kuscheltieren in der Puppenkiste. Tja, was soll ich sagen, im Kinderzimmer sieht es regelmäßig so aus, als hätte sich Willy Wonka übergeben, überall liegt Zeug herum und die Legosteine sind nicht in der Kiste, sie sind immer da, wo man nachts im Dunkeln bestimmt draufsteigt. Und zu all den „sinnvollen“ Spielsachen kommen auch jene, die man von Verwandten bekommen hat, die einem vermutlich nicht mögen. Wie erklärt man sich sonst eine quietschpinke Puppengarnitur aus Plastik? Also nachhaltig ist das nicht. Kein bisschen.
Und so habe ich manchmal das Gefühl im Zeug zu versinken und keine Luft mehr zu bekommen. Der Kram hat sich versiebenfacht seit wir Kinder haben und selbst wenn man nur für zwei Tage verreist, bekommt man den Kofferraum kaum zu. Aber irgendwie muss es doch möglich sein auch mit Kiddos zumindest ein bisschen minimalistischer zu leben? Denn wenn man an einen Punkt kommt, an dem Dinge eher zur Last werden, als Freude zu bereiten, dann ist es an der Zeit sich von ebendiesen Dingen zu trennen.
Eigentlich ist Minimalismus ja nicht Verzicht, sondern Freiheit. Es ist nicht nur der Verlust an Kram, sondern auch der Gewinn an Zeit, die man ansonsten mit aufräumen und verstauen verbringen würde. Und gerade mit Kindern ist Zeit das Kostbarste, das man haben kann. Deshalb versuchen wir in Zukunft auszumisten, zu verschenken und zu spenden. Uns von Babyhaarbürsten zu trennen und auch keine neuen zu kaufen. Spielsachen zu minimieren und Legosteine da hin räumen, wo sie wirklich hingehören. Es einfach noch einmal versuchen, mit dem Minimalismus, mit dem weniger Dinge und mehr Zeit haben.
Nicht trotz, sondern wegender Kinder.
*Dieser Artikel ist ursprünglich unter dem Titel „Mehr Zeit, weniger Zeugs“ im Rahmen meiner monatlichen Kolumne im österreichischen Magazin miss erschienen. (Veröffentlichung im Februar 2019).*
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