„Ich musste mich entscheiden, entweder Kinder oder Karriere.“
Das ist einer jener Sätze, den man mit 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit nur von Frauen hört.
Klar, wir sind diejenigen, die die Kinder in uns tragen, sie auf die Welt bringen und stillen – und dann? Was passiert dann? Ist es dann automatisch unsere Verantwortung, als Frauen, uns zwischen den Kindern und der Arbeit zu entscheiden? Wieso müssen wir uns überhaupt entscheiden?
Aber fangen wir von vorne an. Wir leben zum Glück in einer Zeit, in der Frauen studieren und arbeiten, das ist ja nichts Neues. Doch wenn wir uns ehrlich sind, ist die Arbeitswelt auf Personen ausgerichtet, die flexibel sind. Ist das nicht das eine Wort, das wir in jeder Jobbeschreibung als Nummer eins Voraussetzung finden: Flexibilität?
Und nein, als Eltern ist man nicht immer flexibel. Das ist einfach so.
Wenn man also als Frau plötzlich schwanger wird, verliert man dieses magische Attribut, zumindest für die nächsten paar Jahre.
Und auf das meine Lieben, sind die wenigsten Firmen vorbereitet.
Lustig eigentlich.
Irgendwie müssen/sollen/wollen wir Kinder bekommen, auf der anderen Seite ist die Arbeitswelt nicht darauf ausgerichtet.
Denn wenn dem so wäre, würde es erschwingliche (bzw. kostenlose) Kinderbetreuung in Firmen ab 20 Mitarbeiter geben.
Wenn dem so wäre, würde die Väterkarenz verpflichtend eingeführt werden.
Wenn dem so wäre, müssten sich Frauen nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden.
Ich glaube nicht, dass Kinder Karrierekiller sind, aber ich denke schon, dass sie diese erschweren. Immerhin muss man den Spagat zwischen Job und Erziehung schaffen, adäquate Betreuung finden und will dabei sei es am Arbeitsplatz als auch Zuhause sein Bestes geben.
Und nein, ich habe die Väter dabei nicht vergessen. Aber Tatsache ist, dass die Kinderbetreuung nach wie vor überwiegend in weiblicher Hand ist – und das entspringt genau der Problematik: „Mama –> fehlende Felixibilität –> nein, danke!“ (und dem Gender Pay Gap sowieso).
Wie das in Zukunft sein wird, ist mir allerdings noch ein Rätsel, denn es muss noch vieles getan werden, um Müttern die „entweder – oder“-Entscheidung abzunehmen (oder diese zumindest zu erleichtern). Konkret sollte es staatliche Subventionen für Betriebe geben, die Kinderbetreuung einführen.
Ein Zuckerl für die Firma und eines für die Eltern.
Win Win.
#utopia?
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Caro meint
Das ist ein furchtbares Thema, weil es keine wirklich passende Lösung gibt, findest du nicht? Einer von beiden wird zwangsläufig, wenn das Kind nicht hauptsächlich fremd betreut werden soll, auf (teile der) Karriere verzichten müssen, wenn man von einem herkömmlichen Angestelltenverhältnis ausgeht. Wobei es den Männern dank ihrer Heldentat, zuhause zu bleiben, eher „nachgesehen“ wird. Ein wirklich riesengroßes Problem ist die fehlende Kinderbetreuung und dann, wenn es Kinderbetreuung gibt, deren mangelnde Flexibilität (so von 8-15 Uhr sag ich nur…!). Am Einfachsten/Besten wäre tatsächlich flexible Kinderbetreuung am Arbeitsplatz, aber hier benötigt man das Einverständnis des Arbeitgebers, und die meisten Arbeitgeber sind dafür viel zu verstaubt.
Evelyn meint
Es bräuchte wirklich verpflichtende Kinderbetreuungsstätten am Arbeitsplatz. Das macht dann auch voll Sinn und käme den Familien entgegen…
Caren meint
Ich sehe da noch ein anderes Problem. Selbst, wenn es eine kompromisslose, kostengünstige Betreuung für mein Kind gäbe – möchte ich es kurz nach der Geburt oder nach gerade mal einem knappen Jahr auf der Welt schon in die Hände anderer Leute abgeben? Womöglich mehr als fünf Stunden am Tag?
Mein Kinderwunsch war/ist enorm, ich bin jetzt im 8. Monat schwanger. Ich freue mich unglaublich auf meinen Sohn, habe aber gleichzeitig Angst: Als Journalistin hatte ich es in den letzten zehn Berufsjahren schon nicht leicht gehabt; ich kämpfe schon lange gegen die „Boy’s Clubs“ in den großen Verlagen an, in denen ich gearbeitet habe. Ich habe mir lange Jahre den Arsch aufgerissen und stehe verdiensttechnisch dennoch immer noch auf den unteren Sprossen der Leiter (geschweige denn, dass es zumindest mal eine Beförderung auf dem Papier gegeben hätte).
Ich habe mich bewusst für ein Kind entschieden, aber ich weiß auch: Ein Karriereaufstieg ist jetzt erstmal ausgeschlossen. Wenigstens für die Jahre, die ich das Kind Vollzeit betreue (ca. 1,5) und es in seinem Leben und Heranwachsen anschließend in Teilzeit begleite (je nach Entwicklung garantiert bis Ende der Grundschule). Und zwar, weil ich das so will – ich möchte, dass mein Kind meine Anwesenheit uneingeschränkt wahrnimmt. So wie ich mich geborgen fühlte, weil meine Mutter nach der Schule da war und gekocht hat, so möchte ich auch meinem Kind vermitteln, dass es nicht alleine und sicher betreut ist.
Klar, ich könnte mich nach der Geburt selbständig machen und von zu Hause arbeiten. Ich könnte eins von tausend Mutti-Büchern schreiben und semi-erfolgreich werden. Ich könnte anfangen zu bloggen und mir so etwas Selbstbestätigung als Frau erhalten. Was ich aber seit Jahren wollte und nach wie vor will: Verantwortung tragen, ein Team leiten. Endlich nicht mehr auf 70 Prozent Leistung bei 50 Prozent Gehalt ausgebremst werden, sondern mein volles Potential geben können und dafür auch ordentlich entlohnt zu werden. Nur traut mir das jetzt – und in Zukunft – wohl kaum noch einer zu. Erst recht nicht in Teilzeit. Und erst recht niemand aus der Riege der old white men, die ich ausnahmslos sehe, wenn ich von meinem Posten aus aufwärts blicke.
Für mich ist dein Bericht also nur ein winziger Ausschnitt aus einem großen Ganzen, das mich innerlich zerreisst. Das mich unfassbar wütend macht, denn zusätzlich zu meinen persönlichen Zielen und Wünschen habe ich riesige Angst davor, im Alter zu verarmen. Angenommen, ich bekomme noch zwei Kinder und arbeite die kommenden 15 Jahre nicht Vollzeit – wie soll ich später mein Leben finanzieren? Wen kümmert das überhaupt?
Und ja, es gibt einen Mann zu meinem Kind. Aber einen, dessen Wunsch (und auch das, finde ich, sollte Gehör finden) nach einem Kind weitaus kleiner war als meiner. Die „Bedingung“ unter der ich also schwanger wurde, war: Vieles, nahezu alles, liegt in meiner Verantwortung. Es ist mein Job, das Kind zu betreuen (wir sprechen hier nicht von Kranktagen oder den Kleinen in der KITA abliefern, sondern vom grundsätzlichen Zu-Hause-Bleiben). Der Vater möchte keine Elternzeit, keine Stunden reduzieren, unterstützen ja – gleichberechtigt nein. Ich lebe also wie im Modell meiner Eltern und Großeltern – gezwungenermaßen.
Womöglich bin ich mit meiner Lage ein Einzelfall. Womöglich sollte ich doch einen eigenen Blog starten, denn ich könnte noch Romane dazu tippen – so oder so: Danke für den Beitrag, er ist mir persönlich aber etwas zu knapp und facettenlos ausgefallen 🙂
Evelyn meint
Hallo liebe Caren, danke für deinen Kommentar. Ich verstehe dich und deine Sorgen. Wirklich. Die Zeit, die jetzt auf dich zukommen wird ist anstrengend und hart und von Aufopferungen geprägt. Was ich dir aber versprechen kann ist, dass es dir nicht schwer fallen wird, bei deinem Kind daheim zu sein. Es wird schreckliche Tage geben aber auch wunderschöne und die Arbeit, die du daheim leisten wirst, tausend Mal wichtiger ist, als die im Büro. Versprochen.
Alles Liebe,
Eve