*Mit Werbelinks versehen.*
Seit anderthalb Jahren bin ich Mutter von zwei Kindern. Und jeden Tag wird mir klarer: Selbst der Kleine ist kein Baby mehr. Irgendwie ging das mit dem Eingrooven beim zweiten Kind definitiv schneller – das wurde mir auch klar, als ich diesen Text gefunden hab, den ich vor einem Jahr geschrieben habe. Als das Baby noch ein Baby war.
Entspannter unentspannt
Beim Baby Nummer zwei ist alles irgendwie einfacher. Wirklich. Vielleicht weil man jetzt ungefähr weiß, was man beim ersten alles falsch gemacht hat und es beim zweiten auf eine andere Art und Weise versemmeln kann. Es fängt ja schon damit an, dass das Baby bereits anders gehalten wird, selbstverständlicher und meist einhändig. Auf dem zweiten Arm trägt man ja das Kleinkind mit sich herum. Außerdem sieht man Dinge nicht mehr so eng, auf die man beim ersten Kind niemals verzichtet hätte. Das Sterilisieren des Schnullers zum Beispiel.
Ja, beim zweiten Kind ist man sicherer, kulanter.
Und es hat was Prickelndes an sich, mit diesem neuen Selbstbewusstsein auf die Straße zu gehen. Vor allem alleine, wenn die Kinder in der Überzahl sind.
Zumindest in den ersten drei Minuten, bevor einer der beiden anfängt zu brüllen.
Generell habe ich eigentlich lange gebraucht um dieses „Mama-Selbstbewusstsein“ auszustrahlen, glaube ich. Diesen Vibe, dass ich jetzt genau weiß, was zu tun ist. Aber wenn ich absolut ehrlich bin, habe ich oft keinen blassen Schimmer, wie ich mich verhalten soll – als „Erwachsene“ und so.
Mittlerweile habe ich allerdings gelernt, das gut zu kaschieren.
Da gab es zum Beispiel eine Situation, die von außen sicher so ausgesehen hat, als hätte ich Ahnung von dem was ich mache, als hätte ich alles im Griff (wortwörtlich). Innerlich war ich aber am verzweifeln. Aber von vorne: Es war Donnerstag Nachmittag, ich habe die Große von der Kita abgeholt und musste die Hauptstraße überqueren, da mein Auto auf der anderen Straßenseite geparkt war. In einer Hand hatte ich die Babyschale, mit der fünf Wochen alten Kröte, und in der anderen eine launische Zweijährige. Ich war gerade dabei über die Straße zu gehen, als sich die Große in einem „Oh, ich mag nicht mehr laufen, ich bleib da jetzt liegen“-Moment mitten auf die Straße geworfen hat. Ja, geworfen! Mit dem Gesicht nach vorne! Die Ampel wurde natürlich rot und meine Nerven dünn. Kurzerhand packte ich die Große unter einem Arm, die Babyschale unterm anderen. Und so schleppte ich – fünf Wochen nach der Geburt – zwanzig Kilo Menschen inklusive Babyschale über die Straße.
Von außen gefasst, innerlich am Brodeln.
Ich schnallte die Kinder in ihre Autositze, setzte mich selbst in den Wagen und begann zu heulen wie ein Schlosshund. Wo war die Gebrauchsanleitung für den Nachwuchs, die man eigentlich in so einer Situation mehr als nur brauchen könnte? Wieso musste die Große ausgerechnet jetzt so trotzen und wieso brüllt schon wieder wer? Aber tief unter diesem Berg an Ärger und Wut und Müdigkeit war jetzt ein neues Selbstbewusstsein vergraben. Ein Gefühl, dass es okay ist nach Hilfe zu fragen, zu kommunizieren, wenn es einem zu viel wird, zu akzeptieren, dass man keine „perfekte“ Mutter ist (denn was bedeutet schon perfekt?), dass man sich ärgern darf und nicht immer die coole, lässige Mama nach außen hin zeigen muss.
Nein, ich bin nicht immer cool und lässig und entspannt, aber ich bin mittlerweile selbstbewusst genug um das auch zuzugeben – ich bin entspannter unentspannt, wenn man so will.
Und dazu stehe ich.
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Und weil es mit mehreren Kindern super unentspannt ist shoppen zu gehen, ein kleiner Tipp: Der dänische webshop Kids-World liefert jetzt auch nach Deutschland und Österreich!
Dieser Text wurde im April 2019 im Rahmen einer Kolumne im miss Magazin veröffentlicht.
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