Wenn unsere Kinder das Fahrradfahren lernen, dann setzen wir ihnen meistens einen Helm auf. Vielleicht auch Knie- und Ellenbogenschützer. Wir wollen vermeiden, dass sie sich verletzen, dass sie Schmerzen davontragen.
Bei Impfungen verhält es sich nicht wirklich anders. Sie schützen Kinder, sind der unsichtbare Helm, den unser Nachwuchs trägt, um unverletzt zu bleiben.
Wir leben in einem Land, in dem die meisten Impfungen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Impfungen, die nicht nur unsere Kinder, sondern auch all jene schützen, die Aufgrund von Krankheiten oder ihres Alters nicht die Möglichkeit haben geimpft zu werden.
Viele Krankheiten sind nahezu ausgerottet – nicht, weil es sie „eh nicht mehr gibt“ sondern weil Impfungen ihnen den Kampf angesagt haben und auf dem Siegeszug sind.
Manche Impfungen werden vom Staat allerdings nicht subventioniert. Nicht, weil die Krankheiten nicht (lebens)gefährlich sind, sondern schlicht und einfach deshalb, weil sie „zu selten“ sind. Die Meningokokken-Erkrankung ist eine dieser Krankheiten. Vor kurzem war ich beim „Impfdialog 2019: Von Mythen bis Meningokokken“ in Wien. In einer entspannten Atmosphäre erzählten Ärzte, Vertreter der GSK und Betroffene über die Meningokokken-Erkrankung.
Was sind Meningokokken?
Meningokokken sind gramnegative Bakterien die im Nasen- Rachenraum zuhause sind und die bei engem Kontakt von Person zu Person übertragen werden können. Im Falle einer Besiedlung des Nasopharynx kann es in wenigen Ausnahmefällen zu invasiven Erkrankungen wie Meningitis (Gehirnhautentzündung) oder Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Etwa 10% der gesunden Bevölkerung weisen eine Meningokokken-Besiedlung der Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums auf. Die Krankheit wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und am meisten sind Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche gefährdet.
Symptome einer Meningokokken-Erkrankung
Im schlimmsten Fall kann es bei einer Meningokokken-Erkrankung in wenigen Stunden von vollkommener Gesundheit zum Tod kommen. Symptome können sein:
- Fieber
- Übelkeit
- Erbrechen
- Nackensteife
- Lichtempfindlichkeit
- Trägheit
- Rötlich-violetter Hautausschlag
Bei Babys im ersten Lebensjahr sind die Symptome anders, als bei älteren Kindern:
- eine angeschwollene Fontanelle
- Appetitlosigkeit
- Weinen
- Reizbarkeit
- Durchfall
„Die invasive Meningokokken-Erkrankung ist eine sehr seltene Erkrankung, die allerdings einen fulminanten und dramatischen Verlauf nehmen kann. Als Ärztin habe ich im Spital bereits leidvolle Erfahrungen mit Meningokokken-Erkrankungen machen müssen. Wir hatten dort Fälle von Meningokokken-Sepsis, bei denen Babys und Kinder innerhalb weniger Stunden, trotz INTENSIVSTER medizinischer Behandlung gestorben sind“, berichtet Dr. Marlies Haslinger,Kinderärztin und ehemalige Oberärztin im St. Anna Kinderspital. Sie selbst ist Mutter zweier Kinder. „Impfen ist für Eltern ein emotionales Thema. In meiner Kinderarztpraxis spreche ich mit ihnen darüber, wie sie ihre Kinder bestmöglich vor einer Meningokokken-Erkrankung schützen können und welche Vorsorgemaßnahmen nötig sind. Die beste Prävention gegen eine invasive Meningokokken-Erkrankung sind die Impfungen A, B, C, W & Y, wobei Meningokokken B in Österreich am häufigsten vorkommen“ erklärt die Ärztin.
Der Krankheitsverlauf ist fulminant
Wie dramatisch eine Meningokokken-Erkrankung sein kann, erzählte beim Impfdialog in Wien ein Betroffener. Hannes, mittlerweile 36 und Vater, war Leistungssportler als er erkrankte: „Als ich kurz nach meinem 18-jährigen Geburtstag plötzlich an einer Meningokokken-Meningitis erkrankte, fiel ich innerhalb weniger Stunden ins Koma. Die erste Zeit lag meine Überlebenswahrscheinlichkeit bei fünf Prozent und steigerte sich aber dann von Tag zu Tag. Als ich zwei Wochen später aus dem Koma geholt wurde, hatte ich körperlich stark abgebaut und es war mir nicht mehr möglich mich selbständig zu versorgen.“ Hannes’ Muskulatur hatte stark abgebaut, er wog statt 86 kg nur noch 69 kg. So waren ihm alltägliche Dinge nicht mehr möglich: „Ich war damals Leistungssportler und irgendwie war es dadurch doppelt so hart für mich. Auch das Schreiben und Lesen musste ich über die nächsten Monate erst wieder neu erlernen. Das war eine schwierige Zeit, in der mir meine Familie viel Halt gab. Wie durch ein Wunder habe ich keine Folgeschäden davongetragen.“
Nun steht Hannes da und erzählt. Weil er informieren möchte, weil diese Krankheit nicht mehr sein muss.
Was ich gelernt habe
Zugegeben, ich kannte die Meningokokken-Erkrankung nicht wirklich. Hatte zwar davon schon gehört, aber mich nicht weiter damit befasst obwohl die Meningokokken-Impfung von Kinderärzten empfohlen wird. Es ist mir deshalb ein Anliegen darüber zu informieren, damit Eltern da draußen noch bestärkter darin sind aufs eigne Bauchgefühl zu hören, wenn sie das Gefühl haben, dass mit dem eigenen Kind etwas nicht stimmt. Und damit sie ihren Kindern einen Helm aufsetzen. Bevor sie vom Rad fallen.
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