Vor kurzem wurde mir alles zu viel. Das Reisen, das Arbeiten, das Mamasein, das Funktionieren. Das Lächeln, das Nicken, das Freundlichsein. Ich saß in meinem Wohnzimmer, das mittlerweile gleichzeitig mein Büro ist, schrieb an einer Deadline, die Kinder tobten im Kinderzimmer und mein Mann sang mit ihnen ein Lied. Es war laut, ich sollte mich konzentrieren. E-Mails flatterten rein und die Spülmaschine piepste.
Und dann wurde mir schwarz vor Augen. Ich bekam nur schlecht Luft und Tränen schossen in meine Augen.
Angst.
Pure Angst.
Zu Versagen, vor der Zukunft, vor falschen Entscheidungen. Davor, zu wenig Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, eine schlechte Mama zu sein. Davor meinen Job nicht richtig zu machen, vor eventuellen Absagen. Und vor der Angst selbst.
Wir Frauen stehen unter einem immensen Druck.
Wir müssen funktionieren. Das denken wir zumindest. Und vor allem, wenn Kinder ins Spiel kommen, wird die Sache komplizierter. Denn die Zeit, die für uns selbst übrig bleibt, reicht nicht einmal mehr für einen dreiminütigen Klogang alleine.
Wir arbeiten ununterbrochen und wenn wir ruhen arbeitet unser Kopf weiter. Wir versuchen „perfekt“ zu sein, erheben die höchsten Ansprüche an uns selbst und merken nicht, wie sehr wir unter diesem Druck einknicken.
Bis so ein Moment kommt, an dem sogar unser Körper nach einer Pause schreit: Nach nur zehn Minuten abschalten, nichts mehr planen, niemanden mehr versorgen, nichts mehr organisieren müssen.
Ein Moment, wenn wir in den Spiegel blicken und uns eingestehen müssen, dass wir zu viel tun. Zu viel sein wollen.
Dann hilft nur die Spülmaschine piepsen zu lassen, die Mails zu ignorieren, an die frische Luft gehen.
Durchzuatmen.
Kurz nicht Mama, sondern nur Frau sein.
Sabine meint
Liebe Evelyn, ich bin wieder mal von Instagram hierher geswitched, weil ich Deinen letzten Artikel unbedingt lesen wollte. Leider war er kürzer und viel weniger ausführlich als gedacht. Waren Deine Gedanken wirklich nach 10 Minuten Luft schnappen wieder weg und die Tränen getrocknet? Das soll nicht heißen, dass mir Deine Lösung zu lapidar erscheint. Es interessiert mich nur. Danke Dir. Alles Liebe, Sabine
Evelyn meint
Liebe Sabine,
oh nein, natürlich nicht. Ich glaube es gibt aber auch kein allgemeingültiges Rezept, wenn es einer Frau nicht gut geht. Ich wollte mit dem Text kein Lösungsvorschlag anbieten, sonder lediglich zeigen, dass es vielen von uns so geht. Für mich funktioniert da tatsächlich nur das Alleinsein, weil ich mich da am besten zB auf meine Arbeit konzentrieren kann und dann auch fitter als Mama bin. Das haben wir dann auch so gemacht: Mann hat Kind und Kegel eingepackt und ist für ein paar Tage zur Oma gefahren. Batterien wurden aufgeladen und die To-Do-Liste abgearbeitet. Hat gut getan.
Was aber für dich, bzw. für andere funktioniert ist individuell, aber es tut gut mal in sich hinein zu hören und auf sich selbst zu hören. <3
Alles Liebe,
Eve