Wir sind Akademiker, wir haben beide ein geregeltes Einkommen, wir haben keine Haustiere und sind Nichtraucher.
Aber was wir auch haben sind Kinder. Und davon gleich zwei Stück.
Das ist für eine Wohnungssuche schlimmer als rauchende, instrumentierende Haustiere. Das haben wir zumindest feststellen müssen.
Es hat alles damit angefangen, dass wir naiv genug waren zu glauben, dass eine kleine Familie in Vier-Zimmer-Wohnungen willkommen sei. Ha! Da hatten wir uns getäuscht. Denn der ideale Mieter ist ein Mann (!) in Führungsposition, alleinstehend, Mitte Vierzig. Und das für eben besagte Vier-Zimmer-Wohnungen.
In nur 24 Stunden haben wir, als Familie, fünf Absagen bekommen. Lediglich deshalb, weil Kinder im Spiel sind. „Das Haus ist zu hellhörig“ schrieb einer (110 Quadratmeter, 5 Zimmer), die „Wohnung sei nicht für Kinder geeignet“ (129 Quadratmeter, 4,5 Zimmer) meinte ein anderer. „Das Objekt ist zu klein für eine Familie mit zwei Kindern“ (98 Quadratmeter, 3,5 Zimmer) wollte man mir weißmachen. „Für ihre Familie leider ungeeignet, da in der Stadt“ (119 Quadratmeter, 4 Zimmer) mansplainte man mir.
Ist das normal?
Schön, oder? Und da begab ich mich in die Weiten des Internets und suchte nach Erfahrungsberichten. Ging es nur uns so? Ist das in Deutschland, 2019 normal? Sind Kinder wirklich Persona non grata? Die Antwort? Ja, eigentlich sind Kinder unerwünscht.
Allein am Beispiel unserer Wohnungssuche zeigt sich, wie salonfähig es geworden ist, Kinder als Störfaktor anzusehen. Dabei legt man sich Ausreden zurecht die von „das ist für Familien nicht geeignet“ über „Kinder machen nun mal Lärm“ bis hin zu „früher waren die Kinder eben anders“ reichen.
Ja, früher war bestimmt alles besser. Da bekamen die Kinder nämlich noch eine ordentliche Portion Prügel, wenn die nicht spurten. Da herrschte noch Zucht und Ordnung. Die Bälger heutzutage sind ja nur mehr laut und wenn sie leise sind, dann vor einem Gerät. Früher, ja früher, da war alles besser. *Ironie off*
Muss man das verstehen?
Und wer sich jetzt denken hört: „Aber irgendwie kann ich es verstehen, dass die Vermieter keine Kinder wollen“, dem stelle ich die Gegenfrage: „Ist es wirklich okay Menschen auszuschließen? Sie zu kategorisieren? Nach Klein/Groß, Blond/Braun, Hell/Dunkel, Jung/Alt?“
Wohl kaum.
Trotzdem ist es normal Kinder vom Alltag ausschließen zu wollen oder in unserem Fall, von Wohnungen, die eigentlich als Familienwohnungen konzipiert wurden. Das dies ein Armutszeugnis für eine Nation ist, die es auch nicht auf die Reihe bekommt genügend Kindergartenplätze bereitzustellen, wird mir mehr und mehr klar.
Seit mittlerweile einem Monat sind wir nun auf der Suche.
Die Absagen summieren sich, die Frustration steigt. Und mit ihr auch die Fassungslosigkeit, wie viel Unverständnis und wenig Hilfsbereitschaft Familien entgegengebracht wird. Und ich frag mich: Sind all die Vermieter da draußen, die uns bisher abgelehnt oder ignoriert haben, wohlerzogen und volljährig aus dem Ei geschlüpft?
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