Es gab eine Zeit, in der ich genau drauf achtete, was ich zu mir nahm. Äpfel? Nur Bio. Thunfisch? No way! Kaffee? Sag mal, spinnst du? Das war während meiner ersten Schwangerschaft. Jup, es waren neun Monate voller frischer Zutaten, Verbote und Gelüste. Und nun, mit Baby Nummer zwei im Bauch, sieht das Ganze schon etwas anders aus. Ohne Kaffee geht nämlich gar nichts, wenn man ein Kleinkind zuhause hat und die Zeit frische Zutaten zu vermengen, kommt auch zu kurz. Natürlich achte ich darauf, nicht mehr als die mir von der Ärztin empfohlenen drei Tassen täglich zu trinken, aber versprechen kann ich gar nichts – vor allem dann nicht, wenn die Nacht kurz war und die Aussicht auf weitere drei Jahre schlafloser Nächte meine Augenringe noch dunkler färbt, als sie es ohnehin schon sind.
Generell ist so eine zweite Schwangerschaft ganz anders als beim ersten Mal. Ständig vergisst man, dass man eigentlich vorsichtig sein sollte, trägt viel zu oft schwere Gegenstände (unter anderem besagtes Kleinkind) mit sich herum und auch das Eincremen des Bauches, welches bei bei Baby Nummer eins ein tägliches Ritual war, wird immer wieder auf morgen verschoben.
Und manchmal, wenn man dann abends im Bett liegt und über den wachsenden Bauch streichelt, schleicht sich das schlechte Gewissen ein. Wie kann man denn „vergessen“ schwanger zu sein? Werde ich das Baby genauso lieben wie meine Große? Und wie viele Kaffeetassen waren es heute? Das bewusste Erleben einer Schwangerschaft ist schwer, wenn der Alltag turbulent, chaotisch und laut ist, aber es macht diese neun Monate nicht weniger besonders. Im Gegenteil, ich habe bereits gelernt loszulassen, was bei meiner Tochter nicht der Fall war, ich weiß, dass der Körper sich verändern muss und dass dagegen anzukämpfen absolut keinen Sinn macht.
Und nein, nicht jeder Tag ist einfach in dieser Schwangerschaft, manchmal machen mir Müdigkeit und Schwindel einen Strich durch die Rechnung, aber jeder neue Tag bringt mich nach vorne, und bringt mich dem Tag näher, an dem ich ohne schlechtem Gewissen Cappuccino schlürfen und an unserem Baby schnuppern kann, wir es seiner großen Schwester vorstellen dürfen und unsere kleine Familie um eine Person und Unmengen an Liebe reicher wird.
Dieser Text wurde im Juli 2018 im Rahmen meiner Kolumne im Miss Magazin veröffentlicht.
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