Ich kann mich noch an meine erste Schwangerschaft erinnern und vor allem an den Gedanken, den ich da konstant hatte: Bald ist es vorbei, bald habe ich es geschafft. Irgendwie war ich davon überzeugt, dass ich nur die Schwangerschaft überleben musste und danach der lustige Teil beginnen würde, der einfache Teil.
Joah.
Und dann war das Baby da und ich musste eingestehen, dass ich absolut falsch lag. Klar, die Schwangerschaft war zu Ende, aber der schwierige Teil hatte gerade erst begonnen.
Die Geburt war überstanden aber was kam, war irgendwie doch sehr unerwartet. Mein Körper war geschunden, brauchte Ruhe und Erholung, doch die zu bekommen: Eine Utopie. Denn unsere Welt wurde plötzlich auf den Kopf gestellt und jede zwei Stunden brüllte das kleine, unfassbar entzückende, Menschlein weil es Hunger hatte. Auch nachts. Der Schlafentzug war hart, etwas anderes zu behaupten wäre eine Lüge.
Und dann waren da auch noch die Hormone, diese Flut an Gefühlen, die mir ganz plötzlich Tränen ins Gesicht jagte, obwohl man von mir erwartete, dass ich happy sei, dass ich erfüllt sei und strahlend.
Es dauerte Wochen, vielleicht sogar Monate, bis sich alles eingependelt hatte, bis ich mir der Veränderungen bewusst wurde, die in unserem Leben stattgefunden hatten. Bis ich mich in diese neue Rolle, in dieser Mutterrolle, zuhause fühlte.
Es waren Wochen, in denen ich mich oft schuldig fühlte, als wäre etwas mit mir nicht in Ordnung, einzig und alleine deshalb, weil ich Schwierigkeiten mit der neuen Situation hatte, mit dem Wachsein, der Stillerei, dem Alleinsein mit Baby. Oft würde ich gerne mein drei Jahre jüngeres Ich aufsuchen und ihr sagen, dass alles gut wird, dass dieses neue Leben seine Zeit braucht um einen eigenen Rhythmus zu finden.
Und ja, bei Baby Nummer zwei war es anders. Vielleicht deshalb, weil sich das ganze Leben mit einem Kind schon dermaßen verändert hatte, dass noch mehr fast unmöglich gewesen wäre. Und vielleicht auch deshalb, weil ich gelernt hatte auf meine Instinkte, auf mein Bauchgefühl, zu hören, weniger zu googeln und dem Alleinsein entgegenzuwirken.
Was sich aber auch bei der zweiten Schwangerschaft absolut bewahrheitet hat war, dass es erst nach der Geburt so richtig losgegangen ist. Immerhin lag da erneut ein neues, kleines, unfassbar süßes Leben in unseren Armen, dass auf unsere Hilfe und Liebe angewiesen war. Aber dieses Mal wusste ich, dass es Zeit braucht und Geduld.
Allen voran mit sich selbst.
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Friederike meint
Das trifft es sehr, sehr gut. Mein geliebtes Baby ist jetzt drei Monate und erst jetzt habe ich langsam das Gefühl, dass es jetzt „gut“ ist. Dass ich mich reingefunden habe. Ich finde, dieses „nicht sofort unmittelbar nach der Geburt super mega happy Mutter sein“ ist genauso ein Tabu-Thema wie das Thema Fehlgeburt. Traurig…da es sicher vielen Frauen so geht und keiner sich traut darüber zu sprechen…
Andrea meint
Voll schön geschrieben! Bin gerade in 35. SSW (zweite SS) und muss sagen, dass es auch bei uns war… genau so schwierig. Aber ich denke wir Frauen schaffen es, wie es Milionen vor uns geschafft haben. Egal wie schwer oder wie lange es dauern wird. Das ist unsere Superkraft! Nur auszuhalten Viel Kraft und Geduld