Wenn ich so meinen Instagramfeed runterscrolle habe ich das Gefühl, dass es sie gibt, die Übermutter. Dieses perfekte Wesen, welches topgestylt mit rotem Lippenstift täglich ihr Kind auf den Spielplatz bringt, dabei lacht und unglaublichen Spaß hat während sie anmutig den Wagen vor sich hinschiebt und ihre Haare im Wind wehen.
Und dann gibt es mich.
Es ist zwei Uhr nachmittags und ich habe immer noch meinen Pyjama an. Der ist vollgekleckter mit Matildas Mittagessen. Und ja, es ist mehr auf meinem Oberteil als in ihrem Magen gelandet. Ich hasse Spielplätze und meide sie auch konsequent und ich hoffe niemand beobachtet mich, wenn ich mit einer Hand die Mini halte und mit der anderen versuche den Kinderwagen aufzubauen. Das hat mit Anmut null am Hut und es kann schon mal vorkommen, dass ich fluche.
Ich bin nicht perfekt und ich stehe dazu.
Das Profil anderer Mütter auf Facebook und Instagram lässt mich dennoch wundern: Wie schaffen es diese Mütter bloß? Ist es Kaffee? Wodka? Beides? Sehen die Wohnzimmer dieser Insta-Mummys wirklich immer so aufgeräumt aus? Wo sind die Krümel? Und wo die knallbunten Kinderspielsachen die so gar nicht ins Interieur passen? Fragen über Fragen…
Ich kann mir gut vorstellen, dass so manche Frau ihre Schwierigkeit damit hat, die heile Instagram-Welt von der Realität zu unterscheiden. Und vielleicht schleicht sich dann auch dieser Zweifel ein, der einem bösartig ins Ohr flüstert: „Schau mal, sie schaffen das, wieso schaffst du es nicht?“. Immerhin sollte so der „perfekte Alltag“ mit Kind aussehen: Pastellfarben, voller Unterhaltungsprogramm und stets mit einem Lächeln im Gesicht – oder? Nein!
Solche Blogger-Mütter sind Profis, ihr Job ist es, ein perfektes Bild nach außen hin zu vermitteln. Sie verdienen ihr Geld damit „heile Welt“ zu spielen, da hat Überforderung und Kindergebrüll nun Mal keinen Platz. Aber auch sie haben bestimmt Chaos in der Bude, Milchflecken am Shirt und Bad Hair days (gerecht wäre es zumindest) – sie zeigen es nur nicht.
In der realen, analogen Welt haben alle Mütter Macken. Sie dürfen ungeduldig sein und manchmal genervt. Sie dürfen die Augen verdrehen, wenn das Baby genau dann in die Windel macht, wenn sie drauf und dran waren das Haus zu verlassen. Und sie dürfen fluchen, wen der Kinderwagen einfach nicht einrasten will. Denn wisst ihr was? Erstens erinnern sich unsere Kinder später nicht an die Menge an Pastelltönen in unserer Wohnung sondern an die schönen gemeinsamen Momente und zweitens: Auch wenn Perfektion bedeutet einen wunderschönen Instagramfeed zu haben, lebt es sich imperfekt viel entspannter, schöner, lustiger und – perfekter.
*Dieser Artikel ist ursprünglich im Rahmen meiner monatlichen Kolumne im österreichischen Magazin miss erschienen. (Veröffentlichung im Juni 2017).*
Janina meint
Ganz wundervolle Worte und so wahr ❤