Da stand ich also vor dem Babybreiregal. Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich gelacht. Laut und ein bisschen überheblich. Babybrei kaufen? Ich? Nein, bei mir gibt es nur Selbstgemachtes. Bio versteht sich. Ich hatte mir vor der Geburt meiner Tochter fest vorgenommen, eine beispielhafte Mama zu werden, was die Beikost betrifft.
Doch die letzten Wochen hatten mich schnell eines Besseren belehrt: Meine ganze Küche sowie Matildas Gesicht hatten einen kräftigen Orangeton angenommen. Die ach so tollen Biokarotten hinterließen ihre Spuren. Überall. Möbel, Lätzchen, Bodys, Geschirr – alles hatte genau den selben Teint wie Donald Trump. Und dann auch noch das Waschen, Schneiden, Kochen, Pürieren, Portionieren, Einfrieren… uff! Nein! So schnell waren all meine guten Vorsätze also dahin.
„Bin ich eine schlechte Mutter?“ fragte ich mich, während ich den Einkaufswagen mit einer Variation Obst- und Gemüsepürees versah. Als Mama kann man nämlich ziemlich viel falsch machen. Es ist wesentlich leichter, Fehler zu begehen, als gelobt zu werden – das wurde mir schnell klar. Es fängt ja schon in der Schwangerschaft an: Wehe man isst Käse oder streichelt die Katze vom Nachbarn und wenn das Kind dann da ist, soll es ja nicht lange im Autositz sitzen, man will ja keine Rückenverkrümmung riskieren. Die Fläschchen gehören sieben Mal täglich sterilisiert und zum Yoga sollte man mit dem Baby natürlich auch. Wie gesagt – man kann ziemlich viel falsch machen…
Was bedeutet es aber, eine gute Mutter zu sein? Ist man automatisch eine schlechte Mutter, wenn man den Babybrei im Gläschen kauft, anstatt nachhaltig angebaute Karotten vom Bauernhof um die Ecke selbst zu pürieren? Wenn es ausnahmsweise Mal nichts Biologisches, sondern einfach etwas Praktisches ist? Natürlich möchte ich meiner Mini vorleben, dass Nachhaltigkeit enstrebenswert und super ist, aber für mich ist die Zeit, die ich mit ihr anstatt in der Küche verbringe, doch um einiges wichtiger. Kuscheln statt kochen eben. Das Nachhaltigste, das man heutzutage tun kann, ist Kinder zu bekommen, die gut und ehrlich und freundlich sind. Und genau das will ich auch in der Zeit tun, in der ich nicht in der Küche am Breikochen bin – der Mini beibringen, ein guter, toller Mensch zu sein. Das ist doch irgendwie auch nachhaltig, oder? Und ich kann der Kleinen (fast) ohne Gewissensbisse den Fenchel-Spinat-Kartoffel-Brei zufüttern. Win –Win.
*Dieser Artikel ist ursprünglich unter dem Titel „Von Babybrei und schlechten Müttern“ im Rahmen meiner monatlichen Kolumne im österreichischen Magazin miss erschienen. (Veröffentlichung im November 2016).*
LiitleBigHeart meint
Wir sehn das auch so! <3
Duska meint
Super post ♡
https://kraljicadrameblog.wordpress.com/2017/10/05/jesen-u-mome-sokaku/