„Stillen ist Liebe“ steht überall. Anlass dafür ist vermutlich die Stillwoche und in meinem Instafeed häufen sich Bilder von stillenden Mamas und Unmengen an schlauen Sprüchen, die eher belehrend als inspirierend klingen.
„Stillen ist Liebe“ ist einer davon. Und ich finde ihn schrecklich. Und auch respektlos, wenn ich ehrlich bin.
Denn es mag sein, dass viele das Stillen als Liebe empfinden, aber das ist Fläschchen geben auch. Nicht jede Frau schafft es nach der Geburt ihr Kind zu stillen, oder will es schlicht und einfach nicht und das einem Liebesentzug gleichzusetzen ist wirklich bescheuert. Sobald das Baby da ist, fangen schon die ersten „guten Tipps“ an, die uns Müttern ständig begleiten: „Aber es ist das Beste für dein Kind!“ „Halte einfach durch!“, „breast is best“ und eben: „Stillen ist Liebe“.
Und wie immer wird auch da das Bild dieser perfekten Frau transportiert die in weiß gekleidet, vor einem weißen Hintergrund und in überbelichteter Atmosphäre ihr Baby andockt und es mit gütiger Miene vergötternd anstarrt. Naja. Mein Anblick war anders. Meist hatte ich fettiges Haar und überall irgendwelche Milchflecken (oder Spucke) und in der freien Hand war meist ein Handy oder mein Kindle, denn ja, ich habe mein Kind geliebt, aber ich habe es nicht alle drölfzig Stunden am Tag, in denen ich gestillt habe, vergötternd angestarrt. (Spoiler: sie hat keinen Schaden davongetragen).
Davon zu sprechen, dass alleinig Stillen Liebe bedeutet, ist gemein. Es drängt Mütter, die es nicht können oder wollen in eine Ecke und es verunsichert sie. Ich behaupte mal, dass jede Frau einen eigenen Willen und eigene Beweggründe für ihr Handeln und ihre Taten hat. Und solange diese dem Kind nicht schaden, sind sie zu respektieren und zu akzeptieren. Genauso richtig und wichtig ist es, Mamas zu akzeptieren und respektieren, die sich für das Stillen entschieden haben und es ist überaus wichtig sie dabei zu unterstützen, dass ihnen auch überall dafür die Möglichkeit geboten wird – ohne böse und wertende Blicke.
Es ist aber wie immer ein langer Weg hin zu einer Elternschaft, ohne Vorurteile und Kritik … aber überlegt euch einfach eines, wenn ihr das nächste Mal einen blöden oder verletzenden Spruch zu hören bekommt: Cool Mums don’t judge.
Ist so.
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P.S. Mir ist schon klar, dass der Spruch nicht dezidiert ausschließt, dass man sein Kind nicht liebt, wenn es das Fläschchen bekommt, aber er hat nunmal etwas Belehrendes an sich. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass er auf dem englischen Sager „breast is best“ basiert, dann habe ich ein Problem damit, denn er führt dazu, dass Frauen, die nicht dürfen/können/wollen als Versagerinnen und Rabenmütter dargestellt werden.
Saskia meint
Den Satz finde ich auch etwas merkwürdig, obwohl ich voll stille und das sehr gerne. Respektlos finde ich ihn allerdings nicht und „Liebesentzug“, wenn man nicht stillt, kann man da beim besten Willen nun auch nicht reininterpretieren. Es heißt ja schließlich nicht „NUR Stillen ist Liebe“. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Mütter, die nicht stillen, sich von dem Satz provoziert fühlen, da sie es vielleicht doch auch gerne tun würden/ getan hätten. Keine Ahnung, warum sie sonst so sehr darauf anspringen. Das führt dann oft zu dem ebenso merkwürdigen Satz „Fläschchen geben ist auch Liebe“. Muss man sich also gegenseitig im Eigenen-Kind-Lieben battlen? Ich glaube nicht, da ich davon ausgehe, dass jede Mutter ihr Kind liebt, egal, ob sie es stillt, die Flasche gibt, es im Kinderwagen durch die Gegend fährt, in einem Tuch trägt, ihm mit 5 Monaten Brei gibt oder mit 7 Monaten BLW macht oder was auch immer.
Lisa meint
Stillen ist aber auch keine Nicht-Liebe und der Satz alleine ist weder falsch, noch respektlos. Denn, nur weil ein Ding etwas ist, heißt das nicht automatisch, dass das andere Ding etwas nicht ist. Stillen und Flasche können durchaus koexistieren und dienen schließlich beide der Nahrungsaufnahme bei dem gleichzeitig der Körperkontakt gegeben ist. Und, nur weil ich mein Baby nicht bei jeder Mahlzeit verliebt anhimmle, bedeutet das nicht die Abwesenheit von Liebe – ich kann es ja auch einfach so lieben, ohne dieses Gefühl nach außen hin sichtbar zu machen…