„Und jetzt finde deine Mitte und atme“, säuselt die Yogalehrerin.
Atmen.
Nichts als Luft rein und Luft raus. Und das für volle siebeneinhalb Minuten. Es tut SO gut!
Die Tage, an denen ich wenig bis gar nichts mache, haben sich nämlich nach der Geburt meiner Tochter auf ein Minimum reduziert. Das will heißen: Es gibt sie nicht mehr.
Denn sobald man Mutter wird, ist man ständig in Bewegung. Entweder man passt auf, dass die kleinen Racker die Wohnung nicht verwüsten, ruft ihnen was hinterher oder rennt gleich hinten nach. Und am Abend ist man dann so müde, dass man gleich ins Koma, äh, in den Schlaf fällt. Kleinkinder sind nämlich unfassbar süß, ja, aber auch unglaublich anstrengend.
Und so ist es eigentlich mein geheimes Highlight der Woche, wenn ich am Dienstagabend ins Yoga radle und mich nach der einstündigen Schwitzerei auf die Gummimatte knalle, meine Augen schließe und gar nichts mache. Auch nicht schlafen. NICHTS! Naja, nachdenken vielleicht…
Und wenn ich so daliege und darüber nachdenke, was Luxus für mich bedeutet, dann ist die Antwort darauf eindeutig: Zeit.
Ob es jetzt die Zeit zu zweit, zu dritt oder alleine ist – egal. Denn wirklich gar nichts auf der Welt ist kostbarer. Vielleicht hängt das wiederum mit der Tatsache zusammen, dass man als Eltern merkt, wie viel ein einzelner Monat in der Entwicklung eines Kindes ausmachen kann und wie schnell Tage mit dem kleinen Lieblingsmenschen verfliegen.
Luxus sind für mich also nicht Dinge, Luxus sind Momente. Es ist dein fröhliches Kind, welches dir glucksend hinterherrennt, weil es dich fangen will, es ist der Augenblick, wenn du deinem Partner und deiner Tochter zusiehst, wie sie friedlich Mittagsschlaf halten, wenn du dein Nachwuchs beobachtest, wie er gedankenversunken durch eine Pfütze watet und auch die Zeit, die man sich als Mutter – als Frau – nur für sich alleine nimmt.
Es sind die Momente, die man einsaugt und konserviert, um sie dann in schwierigen Situationen auszupacken und an ihnen Kraft zu tanken. Ja, es ist wahrlich luxuriös, wenn man es schafft, sich diese Augenblicke zu nehmen, sich voll darauf einzulassen und die Schönheit daran zu genießen. Innehalten und die Zeit schätzen, die man hat, egal ob mit der Mini, mit dem Herzbuben oder eben alleine beim Yoga.
Und so liege ich da, auf meiner Gummimatte, die siebeneinhalb Minuten sind auch schon wieder fast vorbei, atme bewusst ein und aus und genieße noch die Ruhe vor dem Sturm. Vor dem kleinen Sturm, den ich über alles liebe, der mir gezeigt hat, was Luxus bedeuten kann und der Matilda heißt.
*Dieser Artikel ist ursprünglich unter dem Titel „Innehalten und atmen“ im Rahmen meiner monatlichen Kolumne im österreichischen Magazin miss erschienen. (Veröffentlichung im November 2017).*
caro von dawuschn meint
ja, geb ich dir zu 1000% recht!!! danke für den schönen entspannten text! für mich ists meine spazierrunde mit den buben – die luxus-zeit. aber er wächst mir aus dem wagerl heraus … deshalb such ich grad nach einer alternative! yoga schwebt mir vor – nur bei uns am land sind die anfängerkurse zeitlich so bescheiden, dass sie genau mit der schlafengehzeit der zwei rabaukenkinder zusammen fallen … tja. egal! alles gute weiterhin und genieß deine zeit!