Es ist ein paar Jahre her, als ich das erste Mal den Begriff „Meningokokken“ gehört habe und seither hat mich das Bewusstsein um diese Krankheit nicht mehr losgelassen. Denn die Infektion ist durchaus selten aber unfassbar gefährlich.
Vor kurzem war ich beim „Meningokokken Disease Awareness“ Event in Wien. In einer entspannten Atmosphäre klärten ein Kinderarzt, Vertreter von GSK und Betroffene über die Meningokokken-Erkrankung auf. Die letzten Jahre haben uns alle irgendwie zu Hobby-Virologen gemacht. Wir wissen mittlerweile was eine Tröpfcheninfektion und was ein Totimpfstoff ist. Die Pandemie hat aber auch andere Krankheiten in den Hintergrund gerückt und gerade deshalb finde ich es wichtig über Meningokokken und die Impfung gegen diese Erkrankung zu sprechen.
Sicherheit und Fahrradhelme
Wenn unsere Kinder das Fahrradfahren lernen, dann setzen wir ihnen meistens einen Helm auf. Das ist für uns selbstverständlich und wird nicht wirklich hinterfragt. Wir wollen schließlich vermeiden, dass sie sich verletzen. Bei einer Impfung verhält es sich nicht wirklich anders. Sie kann Kinder schützen und ist quasi ein unsichtbarer Helm. Manche Impfungen werden dabei vom Staat subventioniert, für andere müssen wir selbst die Kosten übernehmen. Nicht, weil die Krankheiten, vor denen die Impfungen schützen nicht (lebens)gefährlich wären, sondern schlicht und einfach deshalb, weil es schlussendlich eine politische Entscheidung ist, welche Impfungen ins sog. „Gratisimpfprogramm“ übernommen werden und somit kostenlos zur Verfügung stehen. Die Meningokokken-Erkrankung ist eine dieser seltenen, aber (lebens)gefährlichen Krankheiten gegen die es unterschiedliche Impfstoffe gibt die teilweise übernommen werden und teilweise kostenpflichtig sind.
Was sind Meningokokken?
Meningokokken sind gramnegative Bakterien die im Nasen-Rachen-Raum zuhause sind und die bei engem Kontakt von Person zu Person übertragen werden. Im Falle einer Besiedlung des Nasopharynx kann es in wenigen Ausnahmefällen zu invasiven Erkrankungen wie Meningitis (Gehirnhautentzündung) oder Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Etwa 10% der gesunden Bevölkerung weist eine Meningokokken-Besiedlung der Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums auf. Die Krankheit wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und am meisten sind Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche gefährdet.
Symptome einer Meningokokken-Erkrankung
Im schlimmsten Fall kann es bei einer Meningokokken-Erkrankung in wenigen Stunden von vollkommener Gesundheit zum Tod kommen. Symptome können sein:
- Fieber
- Übelkeit
- Erbrechen
- Nackensteife
- Lichtempfindlichkeit
- Trägheit
- Rötlich-violetter Hautausschlag
Bei Babys im ersten Lebensjahr können weitere „typische“ Symptome vorkommen:
- eine angeschwollene Fontanelle
- Appetitlosigkeit
- Weinen
- Reizbarkeit
- Durchfall
„Die invasive Meningokokken-Erkrankung ist eine sehr seltene Erkrankung, die allerdings einen fulminanten und dramatischen Verlauf nehmen kann. Ich habe als Arzt bereits leidvolle Erfahrungen mit Meningokokken-Erkrankungen machen müssen.“, berichtet Dr. Sprung-Markes, Kinder- und Jugendarzt aus Wien. Dennoch ist Impfen für viele Eltern ein emotionales Thema. „Beim Thema Helm sind sich alle Eltern einig, dennoch zögern viele ihre Kinder impfen zu lassen“, meint Hannes, ein ehemaliger Leistungssportler, der mit 18 Jahren selbst an einer Meningokokken-Infektion erkrankte. „Ich fiel innerhalb weniger Stunden ins Koma. Die erste Zeit lag meine Überlebenswahrscheinlichkeit bei fünf Prozent und stieg dann von Tag zu Tag langsam wieder an. Als ich zwei Wochen später aus dem Koma geholt wurde, hatte ich körperlich stark abgebaut und es war mir nicht mehr möglich mich selbständig zu versorgen.“ Auch das Schreiben und Lesen musste Hannes über die nächsten Monate erst wieder neu erlernen.
Impfen schützt!
Die beste Prävention gegen eine invasive Meningokokken-Erkrankung sind Impfungen die heutzutage gegen die Meningokokken-Gruppen A, B, C, W & Y zur Verfügung stehen, wobei Meningokokken der Gruppe B in Österreich am häufigsten vorkommen. Diese Impfung wird laut österreichischem Impfplan für alle Kinder und Jugendlichen möglichst früh ab 2 Monaten bis zum vollendeten 25. Lebensjahr empfohlen.
Es ist mir deshalb ein Anliegen darüber zu informieren, damit Eltern da draußen noch bestärkter darin sind aufs eigene Bauchgefühl zu hören, wenn sie das Gefühl haben, dass mit dem eigenen Kind etwas nicht stimmt. Und damit sie ihren Kindern einen Helm aufsetzen – bevor sie vom Rad fallen.
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