Ich komme nicht umhin zu denken, dass manche Mütter die Geburt als eine Art Wettkampf sehen.
Ich meine, wie komme ich denn sonst dazu anderen Frauen zu sagen, was eine „richtige“ oder „normale“ Geburt sei, was „schmerzhafter“ war oder „leichter“?
Was bringt es denn eigentlich diesen Frauen zu denken, andere Mütter hätten keine „richtigen“ Geburten durchlebt, weil sie zum Beispiel einen Kaiserschnitt hatten, weil alles schneller ging als bei ihnen oder weil der Damm bei ihnen nicht riss?
Ich für meinen Teil frage Mamas gerne nach ihren Entbindungen, aber nicht um ihnen zu sagen, meine Erfahrung sei „besser“ oder „echter“ gewesen, sondern lediglich um mich auszutauschen weil ich es wichtig finde, über dieses Ereignis ohne Scham zu sprechen.
Für mich war die Geburt meiner Tochter eine krasse Erfahrung, klar, ich hab’s ja erlebt, aber ich würde mich niemals anmaßen zu sagen es war eine „bessere“ Geburt als die anderer Frauen. Das bringt mir nichts. Wir haben auch verschiedene Kinder, die weder besser noch schlechter sind, nur weil sie auf die eine oder andere Art und Weise auf die Welt geplumpst sind. Bei meinem Sohn hatte ich einen Kaiserschnitt. „The easy way out“ habe ich irgendwo einmal gelesen und ja, ich musste kotzen. Denn Es war schmerzhaft und zäh.
Was ich mir wünsche
Ich würde mir keinerlei Konkurrenzdenken zwischen Müttern wünschen. Immerhin ist es wunderbar sich unter Mamas austauschen zu können, ohne das Gefühl zu haben, unter ständiger, kritischer Beobachtung zu stehen.
Auf Augenhöhe eben und nicht von oben herab.
Müttern zu sagen, sie hätten „keine richtige Geburt“ erlebt, weil sie zum Beispiel einen Kaiserschnitt hatten, ist purer Wahnsinn. Die Schmerzen nach einer Sectio sind nämlich die Hölle. Genauso unfair ist es Müttern vorzuhalten, sie hätten „zu kurz“ gelitten, weil ihre Geburt schnell über die Bühne ging als bei einem selbst!
Auch Frauen, die sich für eine PDA entscheiden, müssen oft Sätze wie: „Ajha, dann war’s ja nicht so schlimm!“ hören.
Es ist Irrsinn zu glauben es gäbe einen Maßstab dafür, wieviel Schmerz eine Frau bei der Geburt aushalten muss, damit es eine „echte Erfahrung“ ist. (Seriously?)
Vor allem muss diesen Mamas doch irgendwie irgendwo klar sein, dass man doch keinen Einfluss darüber hat, wie schnell es geht, wie weh es tut oder wie krass man aufreisst!?
Wisst ihr was? Ich habe diesen künstlichen Schwanzvergleich unter Müttern satt!
Wirklich.
Für mehr Miteinander und weniger Gegeneinander. #momsquad
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Alice meint
Absolut! Jede Mutter hat meinen vollen Respekt – egal, ob die Geburt 3 Stunden oder 30 gedauert hat oder ob sie spontan, per Kaiserschnitt oder mit PDA entbunden hat, ob zuhause, in der Klinik oder im Geburtshaus. Jede Geburt ist eine Leistung.
Ich finde es eher schlimm, dass in vielen Medien und in der öffentlichen Diskussion der Kaiserschnitt oft als „einfache“ Geburt dargestellt wird. Auch durch Berichte über Promis, die angeblich einen Kaiserschnitt planen, weil sie die Strapazen einer Geburt nicht mitmachen bzw. ihren Körper schonen wollen („too posh to push“, z.B. Miranda Kerr oder Nicole Kidman).
Da wird eben suggeriert, dass ein Kaiserschnitt für den Körper einfach wäre und weniger Schmerzen verursacht. Und das ist einfach nicht unbedingt der Fall. Es kommt immer auf die genauen Umstände an.
Vicky meint
Wer behauptet, dass eine Kaiserschnitt-Geburt keine „richtige“ Geburt sei hatte vermutlich noch nie einen Kaiserschnitt. Ich hatte erst gestern einen und mein Baby wollte bereits in Woche 29 raus. Ich liege im Bett- fast bewegungsunfähig- und komplett an das Pflegepersonal angewiesen. Meine Würde habe ich bereits vor Tagen abgegeben (und es war mir sowas von egal…)und bekomme diese vermutlich erst beim Verlassen der Krankenhauses wieder retour (oder wenn der Katheder entfernt wurde ;-)). Jede Geburt ist einzigartig und ja- auch schmerzerfüllt- jeder bzw. jede die etwas anderes behauptet hat meiner Meinung nach keine Ahnung.
Evelyn meint
Absolut Vicky, absolut! Und ja, Kaiserschnitte sind verdammt schmerzvoll, nicht nur am darauffolgenden Tag, sondern noch lange danach…meiner ist 10 Monate her und erst seit einem Monat jetzt spüre ich kein Zwicken und Zwacken mehr…
Wünsch dir alles Liebe und Gute und Gesundheit für dich und dein Baby!
Fühl dich umarmt! <3
KATHRIN meint
Huhu! Wieder super Artikel. Viele Mamas sind ja auch sehr nett, muss man natürlich auch mal erwähnen. Habe oft den Eindruck, dass viele Mütter sich den “perfekten“ Start für ihre Kinder ins Leben wünschen, sei es eben die Geburt, Stillen etc. Aber was läuft schon immer perfekt im Leben? Da kommen, glaube ich, noch ganz andere Hürden auf uns Mamas zu. Ab und an haben Mütter zu mir gesagt: Na so groß, wie deine Tochter war, ist das ja bei dir kein Wunder mit dem Kaiserschnitt gewesen. Na und? Ich finds auch nicht schlimm! Super Artikel schreibst du!
Evelyn meint
Danke Kathrin, voll lieb von dir! Ich finde ja den Austausch zwischen Muttis unglaublich wichtig. Der hilft auch (hoffentlich) auch die Vorurteile anderer Frauen zu plätten, die meinen ein Kaiserschnitt sei keine wirkliche Geburt, weil es viel zu „leicht“ geht…
time will tell
Alles Liebe