Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein. Genauso selbstverständlich wie faule Sonntage, Brezen in Bayern, Höflichkeit… aber wie wir alle wissen: Nichts ist selbstverständlich.
Tja, und das dachte ich mir auch, als ich bepackt mit Kleinkind, Kinderwagen, Koffer und einem schon recht großen Babybauch in den Bus einsteigen wollte. Ein junger Mann, 25 vielleicht, drängte sich vor mich und ich dachte: „Nett, der hilft mir gleich den Wagen hochzutragen!“ Ha! Von wegen. Er wollte nur schnell vor mir einsteigen – diese lästigen Kinderwagenmuddis aber auch… Alleine hievte ich den Bauch, das Kleinkind, den Koffer, den Buggy und mich in den Bus und guckte verdattert in die Runde: Nada. Alle starrten auf ihr Handy. Niemand bot nur den Hauch eines Sitzplatzes an. Niemand schien genauso empört wie ich zu sein.
Schon bei meiner ersten Schwangerschaft bemerkte ich eine leichte Aversion gegenüber uns Preggos in den Öffis. Klar, für alte Leute steht man auf, aber die haben sich das Alter ja auch nicht ausgesucht, Schwangere hingegen, hätten genau gewusst auf was sie sich da einlassen. So scheint tatsächlich die gängige Meinung zu sein. Anrempeln, stehenbleiben und eingequetscht werden ist demnach Alltag, wenn man als Schwangere mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Großstädten fährt. Und wer jetzt sagt: „Ja aber eine Schwangerschaft ist keine Krankheit!“ dem entgegne ich: „Das Alter auch nicht, aber für ältere Menschen gehört es doch zum guten Ton aufzustehen, oder?“. Tja, offensichtlich ist Höflichkeit keine Krankheit, und wenn, dann keine ansteckende.
Dabei wäre es ja doch so einfach, man müsste nur kurz vom Handy aufschauen und ein: „Wollen Sie sitzen?“ fragen.
Easy as that.
Das ist nämlich ein Teil von Erziehung, der wirklich selbstverständlich sein sollte. Denn schwangere Frauen haben mit geschwollenen Beinen, Bänderzerren, Senkwehen, Rückenbeschwerden, Übelkeit und Sodbrennen zu kämpfen – um nur einiges davon zu nennen.
Und ich bin mir sicher, dass die Leute in den Öffis auch so ihre Wehwehchen haben, vielleicht sind sie verstopft, hatten einen schlechten Tag im Büro oder Streit mit den Eltern, aber sie tragen keinen Menschen 24 Stunden am Tag, zehn Monate lang mit sich rum und versorgen ihn mit einer kiloschweren Plazenta und das sollte Grund genug sein ihren Arsch vom Sitzplatz zu heben und einen kleinen Funken Anstand an den Tag zu legen.
Ich für meinen Teil hab mir vorgenommen nicht mehr zu schweigen und verärgert in die Runde zu schauen, sondern aktiv auf Leute zuzugehen und sie um ihren Sitzplatz zu bitten. Und das sollten wir Preggos alle tun, denn wir verdienen es uns noch ein bisschen auszuruhen, bevor es dann wirklich losgeht mit den schlaflosen Nächten und dem Gebrüll.
Und wer das hier liest und immer noch nicht davon überzeugt ist seinen Sitzplatz aufzugeben zu wollen, der sollte mal einen Crash-Kurs in Sachen Manieren absolvieren. Oder die eigene Mama fragen, wie das denn bei ihr so war…
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nadia meint
ach, ich bin nun in der 36. ssw und kann ebenfalls ein lied davon singen. vor kurzem wurde ich sogar von einer dame um die 50 jahre gebeten aufzustehen und ihr meinen sitzplatz zu überlassen – dabei war eine reihe davor ebenfalls frei! ich war dermassen perplex dass ich sie nur mit grossen augen anstarrte und mit meinem bauch voraus platz machte! ich war einfach nur sprachlos!
Bettina meint
Hach, wie kenn ich das. Leider – darauf solltest du dich einstellen – bekommst du dann manchmal schon schräge Antworten auf die freundliche Frage nach dem Sitzplatz (die sind ja sogar markiert, damit man weiß, wo man am besten fragt). So hat sich eine „Dame“ beschwert, dass die jungen Frauen heut gar nix mehr aushalten und wie sie schwanger war, da hat sie Schicht gearbeitet. Ich junge (36-jährige) Schwangere hatte mir kurz überlegt, zu antworten, allerdings hat sie sich dann doch gnädig vom Sitzplatz für Schwangere / Ältere / etc hochgehievt und ihn mir unter lautem Protest überlassen. Und nein, ich hab nicht dankend abgelehnt, denn – vorzeitige Wehen, Blutungen und mit 36 fand ich, war ich nun doch keine Junghüpfer-Schwangere mehr – rechtfertigen meiner Ansicht nach auch die Frage nach einem Sitzplatz. Auch ohne vorzeitige Wehen und Blutungen finde ich es schon gerechtfertigt, denn welche Schwangere möchte andere U-Bahn-Passagiere am Bauch liegen haben, falls es zu einer Notbremsung kommt und wer will schon dieses ständige Gerempel und Geschiebe. Hast du völlig recht! Darum werd ich den Beitrag auch sicher teilen. Aber zuerst muss ich noch den generell über Schwangerschaft teilen… so wahr!
Daniela meint
Mit meiner 9 Monatskugel erlebe ich dies leider auch schon die ganze Schwangerschaft über. wenn man nicht aktiv die Leute anspricht das man sich doch bitte setzen möchte steht kaum jemand auf. Mich graust es schon davor mit Kinderwagen in den öffentlichen zu fahren, da wird man richtig böse angeschaut zum Teil wie man es denn wagen kann damit einzusteigen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen aber zu 80% denkt nur jeder an sich.
Bea meint
Ich bin in den Schwangerschaften keine öffentlichen Verkehrsmittel gefahren, aber Du hast recht, mehr Rücksichtsnahme wäre toll! In der Schlange vor der Toilette zum Beispiel. Da hab ich mich mal vollgepieselt, mein Beckenboden war halt echt hin. Und? Alle drehten sich um und dachten, die Fruchtblase wäre geplatzt. Nee, hab mich nur vollgepullert, weil mich keiner vorlässt und ich zu stolz bin zu fragen.
Lieben Gruß, Bea.
Wioleta meint
Da hast du so recht!
Ich fahre zwar sehr selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber ich merke das sehr oft, wenn ich durch einen laden Schlender und meinen Bauch vor wütenden Einkaufswagen verstecken muss. Denn auch da muss immer jeder als erster durch, als erster an der Kasse stehen und am schnellsten im schmalen Gang vorbei, ohne Rücksicht auf Verluste. Und da wird es mir manchmal Angst und Bange wenn jemand mit seinem Wagen Richtung Bauch angefahren kommt
Anka meint
Es ist leider so war. Mir ist es in der Schwangerschaft generell sehr oft aufgefallen, dass viele Menschen einfach sehr rücksichtslos sind. Man wird angerempelt, manchmal auch noch böse angeschaut. Ich hätte oft das Gefühl von Verachtung, manchen Menschen habe einfach eine so krassen Blick drauf, dass ich einfach nicht wusste ob ich was sagen soll oder nicht.
Auch jetzt fällt es mir mit dem Kinderwagen oft auf. Manchmal hab ich das Gefühl die Leute laufen einem absichtlich vor den Wagen. Nach dem Motto noch schnell vorbei. Ich bin da eiskalt und war in sie rein 😉 viele Grüße Anja
I need sunshine meint
Ohje, das ist echt nicht schön. Ich hab zum Glück andere Erfahrungen gemacht, aber Karlsruhe ist auch keine so große Großstadt 😀 Aber mir wurde eigentlich immer ein Sitzplatz in der Straßenbahn angeboten, allerdings musste ich auch nicht so oft fahren. Einmal pro Woche ungefähr, sonst konnte ich zum Glück das Auto nehmen. Denn leider fand ich schon den Weg zur Haltestelle mega anstrengend (die ist nämlich weiter weg und schwanger brauchte ich gefühlt doppelt so lange dahin).
Dafür hab ich dann später mit Kinderwagen eher unschöne Erfahrungen gemacht und deshalb hab ich irgendwann beschlossen so wenig wie möglich mit dem Kinderwagen Straßenbahn zu fahren. Geht natürlich nicht immer und nicht jede Fahrt ist zum Glück unschön und stressig.
Liebe Grüße,
Diana
Sabrina meint
Huhu!
Das hast du echt gut schrieben, es ist einfach so wahr.
Bei mir auf dem Dorf habe ich mit Bus und Co zwar nicht viel zu tun und die Schwangerschaft ist nun auch schon fast 4 Jahre (omg so lange) her, aber mittlerweile ist es doch wirklich so:
Alle gucken auf ihr Handy und denken nur an sich selbst….
Mir ist es wichtig, das meine kleine Maus lernt Rücksicht auf andere zu nehmen.
Hab noch einen schönen Tag und lass dich nicht ärgern 🙂
Liebe Grüße Sabrina
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