„Vielleicht versuchen wir Mütter manchmal wirklich zu viel unter einen Hut zu bringen.“ dachte ich und schickte gleich einen Fluch hinterher, während ich den Kuchenteig verrührte, die Mini wie ein Klammeraffe an meinem linken Bein hing und irgendwas von wegen „Schollollade“ vor sich hin lallte, das Handy klingelte und die Spülmaschine piepste.
Wieso stand ich überhaupt an einem Montag Abend in der Küche und tat mir das an? Ich hatte offensichtlich keinen Spaß am Backen und die kleine Hexe auch nicht. Wieso rief mich ausgerechnet jetzt meine Cousine an? Und wo war mein Mann, wenn er die Spülmaschine ausräumen sollte?
Da musste ich plötzlich an die Schweden denken. Nein, nicht an die Mandeltorte von Ikea, sondern an die schwedische Lebensphilosophie Lagom. „Nicht zu wenig, nicht zu viel, gerade recht“ bedeutet Lagom, ein Lebensstil, der in jeder Lebenslage angewendet werden kann.
Damit wird das gesunde Mittelmaß angepriesen, an welchem ich so oft vorbeischramme. Die Überflussgesellschaft in der wir leben zeigt sich nämlich nicht nur in materiellen Dingen, sondern auch in Situationen, in denen wir versuchen tausend Sachen zur gleichen Zeit zu erledigen und dabei alles andere als effizient sind. Wenn wir nachts aufwachen, weil wir irgendwas vergessen haben und plötzlich die Gedanken von alleine Karussell fahren. Oder wenn wir in einer Woche zwei Verabredungen zu viel haben und am sogenannten „Freizeitstress“ leiden. Kurzum: Das Zuviel von allem.
Mir scheint, als wäre der Weg zur Zufriedenheit weder Verzicht noch Überfluss, sondern das richtige Maß der Dinge. Lagom bedeutet „genau richtig“ und das Beste daran ist: Es bedeutet eigentlich für jeden etwas anderes.
Wir Nicht-Schweden, vor allem wir Mütter, müssen manchmal wirklich lernen einen (oder vier) Gänge runterzuschalten, den Augenblick zu leben und überflüssige Dinge einfach stehen zu lassen. Auf unser Bauchgefühl hören und das richtige Maß zu finden.
An diesem Montagabend in meiner Küche, legte ich den Kochlöffel beiseite, schaltete das Handy ab, hob die Mini hoch und spazierte mit ihr ins Schlafzimmer zu meinen Mann. Wir haben uns ein Bilderbuch angeschaut und zu dritt im Bett gequatscht, gelacht und die Zeit genossen. Es war großartig.
*Dieser Artikel ist ursprünglich im Rahmen meiner monatlichen Kolumne im österreichischen Magazin miss erschienen. (Veröffentlichung im Februar 2018).*
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